Valérie Beney

Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?  
Sonya Yoncheva (Sopranistin), weil sie mit Anmut singt, und sich auch im Alltag so verhaltet. Sie singt natürlich und ist unglaublich begabt.

Nathalie Stutzmann (Dirigentin und Contralto), weil sie einzigartig, vielfältig und leidenschaftlich ist und auch so musiziert. (U.a. andere Musiker)

Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?  
Besser weiss man nie, aber ich achte darauf, dass man sich möglichst wohl fühlt in seinem eigenen Körper. Ich bringe die Person zu einem Resultat durch Förderung und Motivation, sodass man möglichst stolz auf sich selbst sein kann. Ich zeige den Schüler*innen gerne auch dieselben Ratschläge, die ich im Studium bekommen habe, und auch die, die ich selber entwickelt habe. Es soll alles Spass und Freude machen.

Wie hast du singen gelernt?
Ich habe in Chören gesungen seit ich ein Kind war und dann habe ich einzelne Gesangsstunden genommen.

Als Anekdote hätte ich folgendes: Meine Eltern erzählen gern, dass ich mal als ganz kleines Mädchen bei einem Dorffest singen wollte. Ich war auf der Bühne, sang, und anscheinend nahm ich leidenschaftlich riesige lärmvolle Einatmungen. Was meine Eltern und andere natürlich sehr lustig und süss gefunden haben.  

Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Ich komponiere sehr selten. Nicht, weil ich keine Lust dazu hätte, aber klassische Komposition ist eine Kunst für sich und gehört nicht zu meinen grössten Stärken. 

Auf welchem Equipment spielst du heute?
Stimme, Klavier und manchmal Blockflöte als Unterstützung. Nichts Elektronisches, außer ein Aufnahmegerät zum aufnehmen, wenn nötig.

Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen? 
Energie, Lust, eine natürliche und kräftige Stimme, Musikalität, Erfahrung auf der Bühne, Liebe zum Publikum, Kreativität; Das alles ermöglicht es, ein Ziel zu haben.

Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?  
Emotionen, Text. Ich kann auswendig singen und bin dann direkt im Kontakt zum Publikum. Für mich ist die Stimme am nächsten am Körper und an der Seele.

Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Dass man sich wohl fühlt. Dass der Körper sich gut anfühlt, locker und aktiv ist. Musikalisch zu singen, mit dem Text arbeiten, damit die Emotionen herauskommen. Mit der Atmung arbeiten, sodass alles möglichst organisch läuft.

Es ist mir auch wichtig, dass die Schüler*innen verantwortungsbewusst mit ihrem eigenen Körper umgehen. Ich bin als Begleitperson da, mit Vorschlägen und Ratschlägen. Es ist schön und wertvoll für sie, wenn die Schüler*innen auch selber Sachen entdecken können. Es ist eine gegenseitige Inspiration und gibt Freude.

Wie baust du deine Musikstunden auf? 
Ich beginne oft mit Körperübungen, dann (oder zur selben Zeit) Gesangsübungen, und dann die Stücke. Aber es kann auch variieren, je nach Bedarf und Zeitpunkt.

Wie gehst du bei Kindern vor?  
Ich arbeite mehr mit Bildern und Spielen.

Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Es ist mal passiert, dass eine Schülerin (Anfängerin) selber die Höhe probiert hat, bei einer Übung. Plötzlich hat sie einen "contre ut" (sehr hoher Ton) gesungen. Wir waren beide sehr überrascht und stolz.

Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Ich habe im Auditorium Stravinski Montreux gesungen (Mozarts Requiem soprano solo). Mit dem Schönbergchor habe ich im Theater in Wien und im Musikhaus Wien gesungen.  

Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?Nathalie Stutzmann und Sonya Yoncheva, wegen ihrer persönlichen und musikalischen Qualitäten. Mit Jordi Savall für seine Arbeit und Anmut (unter anderen Musikern).

Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Die Vesper von Rachmaninov, weil es so viel Kraft und Glaube gibt. 

Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Das Wiener Staatstheater wäre toll.  

Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Lesen, Filme anschauen, Freunde treffen, Philosophie und Glaube vertiefen. Ich arbeite auch mit geistesbehinderten Personen und habe ein Buch darüber geschrieben. Ich finde sie toll, tief und natürlich.