Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Luciano Pavarotti. Mit seiner magischen Stimme inspirierte er Menschen dazu, stärker zu werden.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Ich weiß, wie ich Ihnen beibringen kann, eine Stimme zu finden, mit der Sie sich als Person, als Musiker*in und als Künstler*in ausdrücken können.
Wie hast du singen gelernt?
Mit 6 Jahren begann ich im Kinderchor zu singen. Als Kind liebte ich es, den Gesang von Opernsänger*innen nachzuahmen.
Während ich mein Gesangsstudium fortsetzte, lernte ich Operngesang, den verstärkten Klang mit viel Vibrato. Manchmal wirkte der Klang meiner Stimme künstlich und begrenzt, weil ich alle Kanons des klassischen Gesangs respektieren musste und es meinem Gesang an technischer Freiheit mangelte.
Um diese Einschränkung zu überwinden, zog ich nach Lugano, um am Konservatorium zu studieren. Ich wollte mein Studium des antiken Gesangs vertiefen, der schon lange meine Leidenschaft ist. Ich begann, mittelalterlichen, Renaissance- und Barockgesang zu erlernen, indem ich historische Quellen las, die Informationen über die Aufführung antiker Lieder enthielten. Mit diesem Lernen begann für mich eine Zeit purer Kreativität, denn da ich so wenig Informationen darüber hatte, wie man diese Musik singt, konnte ich experimentieren und für jedes Musikstück den Klang auswählen, der ästhetisch am besten zu mir passte. Bei den modernsten Musikgenres haben wir das Glück, Audioaufnahmen von Musiker*innen der damaligen Zeit hören zu können. Stattdessen fühlte ich mich in der Alten Musik sehr kreativ und frei.
Parallel zu meinem Studium in der Schweiz unterrichtete ich klassischen Gesang und Popgesang und bemerkte, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gab. Vor allem Meinungsfreiheit und Kreativität prägen die Klangfarbe der Stimme.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Als Kind habe ich viele Lieder geschrieben, einige davon wurden im Radio gespielt.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich spiele Klavier und Gitarre, weil ich gerne beim Singen begleite. Früher dachte ich darüber nach, professionelle Pianistin zu werden, mit 13 Jahren gewann ich sogar einen Wettbewerb in St. Petersburg. Doch mit 14 beschloss ich, mich ganz dem Gesang zu widmen.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Beharrlichkeit und Flexibilität, die Fähigkeit, in jedem Moment des Übens über den Zweck nachzudenken.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Es ist unglaublich einzigartig.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Für mich ist es äußerst wichtig, meinen Schüler*innen zu helfen, ihre einzigartige Stimmfarbe zu entwickeln und ihnen zu helfen, sich beim Singen mit jeder Unterrichtsstunde freier zu fühlen. Manchmal bedeutet es, dass wir während des Unterrichts experimentieren oder improvisieren.
Andererseits schätze ich Disziplin und Organisation im Lernprozess. Deshalb lege ich kurz- und langfristige Ziele fest, um meinen Schüler*innen zu helfen, motiviert und konzentriert zu bleiben.
Ich glaube, dass Kreativität in Kombination mit der Struktur viele gute Ergebnisse liefert.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Zu Beginn der Unterrichtsstunde frage ich die Schüler*innen gerne, wie die Woche verlaufen ist und was sie allein beim Üben gemacht haben.
Dann fange ich an, die Stimme der Schüler*innen aufzuwärmen, indem ich das Klavier als Melodie- und Harmonieunterstützung verwende. Ich widme diesem Teil etwa ein Drittel der Lektion. Es ist eine gute Gelegenheit, die Technik weiterzuentwickeln und bereit zu sein, die Musikstücke zu singen, an denen wir gerade arbeiten.
Den Rest der Lektion widme ich dem Singen der Musikkomposition. Manchmal begleite ich die Schüler*innen am Klavier, manchmal verwende ich vorbereitete musikalische Begleitungen, sogenannte Karaokes.
Am Ende der Unterrichtsstunde gebe ich das Feedback für die bestandene Unterrichtsstunde und kündige außerdem die Hausaufgaben für die Woche vor der nächsten Unterrichtsstunde an.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Beim Gesangsunterricht von Kindern kommt es vor allem darauf an, die Kreativität, Persönlichkeit und Musikalität des Kindes zu fördern. Für mich als Lehrerin stehen die technischen Aspekte des Gesangs an zweiter Stelle, bis die Stimme gut entwickelt ist.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Vor einem Jahr hatte ich eine Reihe von Konzerten im Kanton Jura mit Faurés Requiem. Während eines Konzerts sah ich viele Menschen weinen, nachdem ich „Pie Jesu“ (ein Stück für Sopransolo und Orgel) gesungen hatte. Es war ein ganz besonderer Moment.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Auditorio Stelio Molo des Schweizer Radios und Fernsehens.
Ich habe die Hauptrolle des Soprans in der Oper Mavra von Strawinsky für das Radio der Schweiz (RSI) im Videostreaming aufgeführt.
Mit welcher*welchem* Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Ich würde gerne zusammen mit Ed Sheeran einige englische Volkslieder mit Liuto-Begleitung spielen. Ich schätze die Fähigkeit von Ed sehr, Volksmusik auf moderne und frische Art und Weise aufzuführen.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Ich erinnere mich auswendig an meine Lieblingsmusikstücke. Wenn ich in die Wüste gehen würde, würde ich die komplette Partitur von „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner mitnehmen, damit ich mich vor der Sonne schützen oder ein Feuer anzünden könnte.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ich würde gerne eine der Hauptrollen am Opernhaus Zürich singen.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meine Familie, Stricken, Kleidungsdesign und Reisen.