Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Der allererste Musiker, der mich beeinflusst hat, war Mike Bordin, der Schlagzeuger von Faith no More. Seine physische Art zu spielen fand ich als noch ganz junger Schlagzeuger unglaublich faszinierend. Er zeigte mir, dass es nicht falsch ist, wie ein wütender Vikinger auf sein Schlagzeug einzuschlagen. Zu einem späteren Zeitpunkt fand ich die Spielweise von Lucas Niggli, mein erster Lehrer, sehr inspirierend. Seine Spielweise zeigte mir, wie man das Schlagzeug in einem breiteren Kontext verstehen und spielen kann.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen LehrerInnen
Was das stilistische betrifft, bewege ich mich im „kreativem Rock drumming“. Es ist es mir wichtig, ein möglichst breites Feld auf der dynamischen Ebene abzudecken; von sanften Ghostnotes und feinen Hi-Hat-Figuren bis zu brachialen Breaks und explosionsartigen Beats.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Ich erinnere mich wage, wie ich mich auf den Weg machte zu meiner ersten Schlagzeugstunde. 10 Jahre alt, grosse Augen, ein grünes T-Shirt und neon - rosa Drumsticks in den Händen. Mein Vater schenkte sie mir, und zwar nicht aus Schadenfreude, oder um mich blosszustellen, sondern weil ich mir die neon – rosa Drumsticks gewünscht hatte!
Auf welchem Equipment spielst du heute und warum?
Ich habe etwa 5 Drumkits. Ein altes Sonor Phonic, ein Sonor Force 2000, ein Pearl Master Studio, ein skuriles Custom Jazzkit und ein Vielzahl an weiteren Trommeln, die es mir erlauben verschiedene Sets zusammenzustellen. Snares habe ich auch noch etwa 10 Stück, darunter auch welche die ich selbst gebaut oder umgebaut habe. Cymbals habe ich auch eine Menge rumliegen, darunter ganz spezielles und rares Vintagezeugs. Mir ist es wichtig auf eine breite Auswahl von Instrumenten zurückgreifen zu können, es erlaubt mir einen reichen und breit gefächerten Sound zu erschaffen. Ich spiele in Projekten, die sich soundmässig sehr voneinander unterscheiden und da kommt man mit dem typischen Rocksound schnell mal an seine Grenzen.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Die Kreativität. Sie erlaubt es mir Übungen und Spielweisen immer wieder anders zu interpretieren und zu spielen, so dass das Üben selten langweilig wird.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Schlagzeug im Allgemeinen erweckt Urkräfte, die tief in einem drin lauern, die nur allein durch das Spielen dieses Instruments zum Vorschein kommen.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Mein grundlegendes Unterrichtsprinzip, ist einem/einer SchülerIn die Freude am Instrument zu vermitteln. Diese muss das Fundament der Lehre sein. Denn ohne Freude am Instrument ist man nicht motiviert und macht ganz einfach auch weniger Fortschritte. Mir ist es wichtig, einer Person mitzugeben, was es bedeutet, SchlagzeugerIn zu sein. Was es heisst die grösste Verantwortung auf der Bühne zu tragen. Ich möchte auch zeigen, was das für eine privilegierte Position dies ist und wie man mit dieser „Macht“ umgehen soll. Des Weiteren sind mir die Ziele der SchülerInnen wichtig. Wenn jemand beispielsweise den Wunsch äussert, in einem halben Jahr in einer Punkband Schlagzeug spielen zu wollen, dann soll genau auf dieses Ziel hin gearbeitet werden.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Der Aufbau einer Lektion soll individuell auf die Ziele des/der Schülers/Schülerin angepasst werden. Es kommt ganz drauf an, was sich ein/eine SchülerIn vorstellt und was er/sie vom Unterricht erwartet. Mir ist es wichtig auf die Anliegen der Schüler einzugehen und zusammen einen Weg finden, um die Ziele und Vorstellungen zu erreichen. Generell will ich nicht zu viel Zeit mit Theorie verbringen, sondern so schnell wie möglich auf dem ganzen Set spielen.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Speziell bei Kindern ist es für mich das grösste Anliegen, ihnen die Freude am Instrument zu vermitteln. Das Lernen sollte wenn möglich immer ein abwechslungsreiches Spiel bleiben, das nicht langweilt und das Kind immer wieder geistig, wie auch körperlich fordert.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker und warum?
Als ich mit meiner Hardcore Band „Dying in Motion“ in einem New Yorker Jazzclub spielen durfte. Wir kamen da rein und dachten als erstes: „Ok, gehen wir wieder. Wir haben hier gar nichts verloren. Auf der Bühne hat's nicht mal Platz für ein halbes Schlagzeug und die Leute hier machen überhaupt nicht den Eindruck, als ob sie Lust auf laute Gitarren und Geschrei hätten.“ Doch dann entschieden wir uns, trotzdem zu spielen und unser Set bei halber Lautstärke durchzuziehen. Hats' geklappt? Und wie es geklappt hat. Es war eines unserer besten Konzerte überhaupt und das Publikum kam nicht aus dem Staunen heraus.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Auf die ganz grossen Bühnen (Stadien oder Festivals) habe ich es bis jetzt noch nicht geschafft. Mit dem kann ich aber ganz gut leben, da ich hunderte von kleinen Bühnen bespielt habe. Von New York, Baltimore über Budapest nach Berlin und Dresden, Jerusalem, Kuala Lumpur und Yogjakartra. Das Schlagzeug bot mir die Möglichkeit weite Teile der Welt zu entdecken, die ich sonst nie gesehen hätte.
Mit welche(r)m MusikerIn würdest du gerne einmal spielen und warum?
Mit Sting. Danach kann ich mit einem guten Gewissen in Rente gehen. Spass bei Seite. Es gibt viele Musiker mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde. Musiker, die stilistisch aus ganz verschiedenen Richtungen kommen. Sie alle sollten aber ein gutes Herz haben und bereit sein, musikalische Grenzen zu sprengen.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen und warum?
Kind of Blue von Miles Davis. Lieber etwas ruhiges, da ich auf einer einsamen Insel nicht alleine rumtanzen kann. Diese Platte kann ich täglich hören und sie immer wieder von neuem entdecken.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ich habe fast schon in jedem Club in Zürich gespielt, aber meine Lieblingskapelle ist die Marsbar. Dort fühle ich mich wohl wie in meiner eigenen Stube. Spielen würde ich gerne mal im Moods, aber mit „dying in motion“ vor einem Jazzpublikum. Ich liebe musikalische Herausforderungen.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Menschen im Allgemeinen, Bücher und Sportnachrichten.