Ist es jemals zu spät, um Gitarre zu lernen? Eine Analogie.
Jonathan Osterling studierte am Los Angeles College of Music Gitarre. Er unterrichtet Gitarre in Zürich und ist ein vielseitiger Live- und Studiogitarrist.
Eine der Fragen, die mir meine Schüler*innen häufig stellen, lautet: «Bin ich zu alt, um Gitarre spielen zu lernen? Ich habe keinen musikalischen Hintergrund, ich bin nur ein*e Musikliebhaber*in». Im Vergleich mit anderen Instrumenten ist die Gitarre sicher eher einfach zu erlernen. Wenn du deine*n Lieblingskünstler*in siehst, wie er oder sie ein oder zwei Akkorde zupft, bekommst du den Eindruck, dass du das auch bald spielen kannst.
Du beschliesst also, dich auf dieses Abenteuer einzulassen. Hierzu eine Analogie:
Stell dir vor, du wohnst in einem kleinen Haus am Fusse eines unendlich hohen Berges. Noch niemand hat bis jetzt den Gipfel bezwungen, aber heute hast du beschlossen, ihn zu besteigen, um zu sehen, wie weit du kommen kannst.
Am Anfang läufst du zwischen Bäumen und Steinen hindurch ohne eine Spur zu hinterlassen. Du hast das Gefühl aufgeben zu wollen, aber die Neugierde siegt und lässt dich weiterlaufen.
Das ist meiner Meinung nach die schwierigste Phase beim Erlernen von etwas Neuem im Leben, in diesem Fall der Gitarre: Die Entscheidung, den ersten Schritt zu wagen und sich vor allem physisch an das Instrument zu gewöhnen. Die Steine und Bäume, die im Weg liegen, stehen für die Schwierigkeiten, die man hat, wenn man seine Finger an das Griffbrett gewöhnt, mit der Spannung im Handgelenk zurechtkommt, seinen ersten Akkord spielt, die Saiten richtig zum Klingen bringt, usw.
Wenn man dann aber diesen Schritt hinter sich gelassen hat, ist die nächste Phase so, als würde man am nächsten Morgen im Tageslicht aufwachen, einen klaren Weg zum Berg sehen, zurückblicken und das kleine Haus gar nicht mehr sehen. Man hat neue Kraft und Energie, um weiter vorwärts zu kommen.
Die Lernkurve geht exponentiell nach oben. Die Entdeckung des Griffbretts, das Verstehen grundlegender diatonischer Harmonien, das Erlernen der Lieblingssongs, all das geht jetzt viel besser und man sieht einen klaren Weg vor sich...
...bis man merkt, dass der Gipfel unendlich ist. Du kletterst einen Tag lang weiter, und der Gipfel kommt nicht näher. Du machst Schluss und versuchst es am nächsten Morgen mit demselben Ergebnis. Vielleicht fragst du dich: «Warum habe ich nicht früher mit dem Klettern angefangen?».
Nun, vergiss nicht, dass der Gipfel unendlich ist! Selbst diejenigen, die früher angefangen haben, haben den Gipfel noch nicht erreicht und treffen immer noch Bäume und Steine auf dem Weg an. Die Reise hört nie auf und das ist auch gut so!
Ich sehe bei Schüler*innen immer wieder, dass, wenn sie die Leidenschaft und den Glauben daran, dass sie weiterkommen (egal wie weit) nicht verlieren, alles erreichen können. Und das ganz unabhängig ihres Alters oder ihrer bisherigen Erfahrung. Hör dir die grossartigen Songs oder Künstler*innen an, die du bewunderst oder dich inspirieren und suche dir eine Lehrperson, die zu dir passt und dich auf dem Weg begleitet, – denn dieser ist das Ziel.
Willst auch du dich auf den Weg machen?
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Bei Fragen zum Unterricht kannst du uns jederzeit gerne kontaktieren, wir helfen dir gerne weiter.
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