Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Gitarristisch:
Stevie Ray Vaughan wegen seiner Kraft.
Jeff Beck wegen seiner Originalität.
Robben Ford wegen der technischen Vielfalt.
Rory Gallagher wegen seiner rockigen Geradlinigkeit.
Andy Summers wegen der geilen Riffs.
Marc Ribot wegen seiner einzigartigen Tonsprache.
Künstlerisch, allgemein musikalisch:
Beatles, Police, Joe Jackson, AC/DC, Peter Gabriel, Goran Bregovic, Union Station, Dervish, Daniel Lanois.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen LehrerInnen
- Alle Songs, die ich selber auf der Bühne spiele.
- Wie man sich einen Song zu eigen macht, ihn analysiert und spielen lernt, und wie man ihn auf die Umstände anpasst, z. B. Tonart und Style ad hoc verändert.
- Wie man Songs nach Gehör und ohne Noten an einem Lagerfeuer oder bei irgendeiner Gelegenheit begleiten kann.
- Da ich oft für Albumproduktionen arbeite, bin ich bewandert in verschiedenen Musiksoftwares und beziehe diese auch in den Unterricht ein (Begleitgrooves, Styles, Aufnahmen machen, etc.)
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Als Kind waren es meine grössten Momente, wenn meine Eltern weg waren, und ich alleine zuhause war. Dann nahm ich beim Klavier sämtliche Holzverkleidungen ab, die sich abnehmen liessen (damit es so laut klang wie möglich) und versank in ein stundenlanges Hämmern und Schrei-Singen. Später, als ich dann von einem Verehrer einer meiner Schwestern (der sich natürlich lediglich einschmeicheln wollte...) die erste E-Gitarre geschenkt bekommen hatte, lösten bausubstanzgefährdende Feedback-Orgien mein freigeistiges Klavierspiel ab. Einen Verstärker hatte man übrigens damals in den 70ern nicht einfach so. Man bastelte sich mittels eines der berüchtigten „Telefon“-Kabel eine Jack-auf-Fünfpol Verbindung und erlangte so Zugriff auf die elterliche Stereoanlage.
Auf welchem Equipment spielst du heute und warum?
Western: Gibson L-00 Blues King, weil sie etwas nicht analysierbares magisches im Frequenzverhalten hat, dem ich mich nicht entziehen kann.
Nylon: Juan Hernandez Concierto mit einer feingliedrigen Piezo-Ausstattung von Rolf Spuler.
Elektro: Fender Strat und Gibson SG, weil ich damit die Sounds abdecken kann, die in meiner Bühnensituation gefragt sind.
Verstärker: Fender Tonemaster, ein wunderbarer, puristischer und handverdrahteter Röhrenamp, leider mit 100W für die meisten Situationen etwas zu stark.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen und warum?
Ich finde es immer wieder phänomenal, wie viel es bewirken kann, wenn man sich selbst eine Struktur gibt! Ziel plus Angewohnheit: Man will ein Stück oder eine Technik lernen und gewöhnt sich an, - seien es auch nur 20 Minuten täglich – systematisch daran zu arbeiten. Und dann plötzlich nach ein paar Wochen schaut man zurück und merkt: Ich stehe heute an einem andern Ort als damals.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Meine Fender hat ein Bohrloch im Kopf, weil ich einmal bei einem Auftritt an einem Kunst-Happening einen Christbaumschmuck dort anhängen musste.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Musik soll in erster Linie Freude machen. Es wollen und sollen nicht alle ProfimusikerInnen werden. Darum ist für mich der Zugang übers Gehör und übers Gefühl grundlegend. Er bringt Sicherheit, Lockerheit und Spielfreude. Schliesslich ist Selber-Musik-Machen eine wunderbare Möglichkeit, abseits von Stress und Konsum mit sich eine gute Zeit zu haben. Ich versuche besonders darauf zu achten, dass das Können, das ein Schüler/eine Schülerin sich aneignet, geerdet ist. Das heisst, wenn jemand einen komplexen Latin mit abgefahrenen Jazz-Chords am Lernen ist, aber den 4/4 und die Form darin nicht spürt, werde ich ihn zurückholen zu etwas Einfacherem, mit dem Fuss knallhart den Beat stampfen und sagen: “Hier, da ist es. Das muss zuerst sitzen!“ Schwierige Dinge machen erst Sinn, wenn das Fundament darunter solide ist. Wenn der Musiker / die Musikerin sich zuviel zumutet und nicht mit dem Gefühl darin verankert ist, wird er/sie damit keine(n) ZuhörerIn wirklich berühren.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Wenn der/die Betreffende an diesem Tag noch nicht Gitarre gespielt hat, machen wir einige Aufwärm-Übungen. Dann schaue ich gern – natürlich nur, wenn das erwünscht ist – ein paar Sachen aus der Theorie an, z. B. Harmonielehre, die wir dann auch gleich anwenden, oft zu Grooves aus dem Computer. Darauf wenden wir uns der Materie zu, an der der Schüler/die Schülerin in der letzten Woche gearbeitet hat, und bewegen uns in diesem Thema weiter. Das kann ein Stück sein, etwas Technisches, Improvisation oder was auch immer. Wenn der Schritt ansteht, schneiden wir darauf noch etwas Neues an. Zum Schluss besprechen wir, wie es weitergehen soll. Der Schüler/die Schülerin äussert seine/ihre Wünsche, und der nächste Termin wird fixiert. Dieser Grundablauf kann natürlich nach Bedarf variiert werden.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Bei Kindern finde ich es immer besonders wichtig, dass ich sie bei etwas abholen kann, das ihnen liegt. Ein Instrument lernen soll von Anfang an nicht einfach nur ein „Geknübel“ mit viel Frustpotential sein, sondern immer auch Spass machen. Ich versuche also, das Wesen eines Schülers/einer Schülerin zu erspüren, und von dort auszugehen, wo sie Spass empfinden und dann ihre Kompetenzen auszudehnen. Weil die Kinder oft schon von der Schule her auf der ganzen Bandbreite genug Druck haben, läuft es halt darauf heraus, dass zuerst mal richtig in die Saiten gegriffen und Dampf abgelassen wird. Danach ist viel mehr Konzentration möglich.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker und warum?
Anfang Neunziger Jahre schaffte ich es auf einer Strassenmusik-Tour mit einer Rap-Crossover-Band bis Barcelona. Aber just bei unserer Ankunft in der Stadt erlitt der Bandbus einen derart schlimmen Breakdown, dass ein Garagier uns stirnrunzelnd verkündete, wir hätten Reparaturkosten in der Höhe von ca. 2'500.- zu vergegenwärtigen. Ein Riesenschock, denn wir hatten praktisch kein Geld mitgenommen, weil wir unseren Lebensunterhalt und die Fahrkosten bewusst mit Musik verdienen wollten. Und zu der Zeit war noch nichts mit Creditcard oder Geldtransfer von Pappi.
Was jedoch zuerst als kompletter Frust und Ding der Unmöglichkeit daherkam, entpuppte sich schliesslich als spielerisch-musikalischer Segen und Lernprozess erster Güte. Durch unsere Problemlage spielten wir nämlich unsere Sets auf den Ramblas offenbar so stark und dringlich, dass wir nach einigen Tagen tatsächlich den horrenden Betrag zusammen hatten, um das Auto aus der Garage herauszulösen. Dies nebst dem Geld, das wir verdient hatten fürs Essen und für bewusstseinserweiternde Substanzen, mit denen ein Bandmitglied, das hier nicht namentlich erwähnt werden soll, auch noch immer versorgt werden musste.
Wir schliefen am Strand von Barceloneta mit dem Equipment am Bein angekettet wegen der vielen Diebe. Unser gesamtes Geld bewahrten wir jeweils in einer Handtasche in der Bassdrum auf. Am letzten Abend, also als wir soeben endlich genug eingenommen hatten, passierte es, dass unter den Leuten, die nach dem Set umherstanden und uns zuquasselten, plötzlich einer auffiel mit einem Plastiksack, aus dem ein verdächtiger Lederbändel heraushing, den unser Drummer geistesgegenwärtig als zu unserer Geldtasche zugehörig identifizierte. In einer wilden Verfolgungsjagd gelang es uns dann, das Geld, an dem so vieles hing, wieder in unseren Gewahrsam zu bringen.
Alles in allem ein Stahlbad quasi. Keine Ahnung, ob das heute noch so funktionieren würde. Auf jeden Fall waren ich und meine Kumpels schon mit etwas Stolz und Zufriedenheit erfüllt, als wir auf der Autobahn wieder gegen Perpignan zu tuckerten.
Die Band hat sich dann einige Jahre später trotzdem aufgelöst, aber das ist eine andere Geschichte...
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Wahrscheinlich Gurten Hauptbühne, Gampel oder Locarno.
Mit welche(r)m MusikerIn würdest du gerne einmal spielen und warum?
Mit Mehdi Dalil, einem Mandocello-Spieler, den ich kürzlich im Moods auf der Bühne mit Souad Massi gesehen habe. Er hat unglaublich berührende und erstaunliche Sachen gemacht. Und mit Derek Trucks.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen und warum?
Ich würde lieber ein Instrument mitnehmen mit ein paar Reserve-Saitensätzen. Aber wenn eine Platte, dann vielleicht Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Wegen der Erinnerungen und wegen der musikalischen Vielfalt.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Gurten Festival, Bierhübeli, Volkshaus Zürich, Mühle Hunziken. Alles Orte mit einer speziellen Magie. Orte, an denen Unvorhersehbares und Einmaliges aus dem Moment heraus entstehen kann.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Familie, Austausch mit Leuten, Natur, Segeln, Lesen, Bierbrauen.