Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Seit ich musikalisch denken kann, schnipsle ich mir meine Inspiration und Einflüsse von verschiedensten Künstler*innen aus verschiedenen Genres zusammen. Als erstes nenne ich Ella Fitzgerald, die mich mit ihrem unverkennbaren Charme in den Jazz-Gesang eingeführt hat. Genauso fasziniert hat mich die unglaubliche Tiefe von Billie Eilish und Eloises Lyrics. Was zerbrechlich-akustischen Bandsound angeht, sind für mich Lomelda und Big Thief grosse Vorbilder. Ausserdem gibt es für mich wenige Sänger*innen, die technisch mit Yebba und Tamino mithalten können. All diese Einflüsse prägen mich in meiner Musikalität massgebend. Es ist ein grosser Teil meiner musikalischen Identität, dass ich mich stetig neu inspirieren lasse.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Meine Stärken liegen in meiner Flexibilität, die ich dank meiner Vielseitigkeit habe. Einerseits bin ich im Jazz-Gesang zuhause und unterrichte Jazz Standards des American Songbook (Billie Holliday, Ella Fitzgerald und Chet Baker). Auch Jazz-Impro kann ein Teil des Unterrichts sein. Hier arbeite ich oft mit eigenen Methoden zum harmonischen und melodischen Verständnis. Neben dieser Vertiefung lernst du bei mir Pop-Gesang verschiedenster Genres auf Basis meiner langjährigen Stimmbildung und CVT-orientierten Ausbildung. Neben dieser stilistischen Vielseitigkeit spezialisiere ich mich seit einiger Zeit auf das Thema Songwriting und Lyrics-Writing. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Komponieren und Realisieren von eigenen musikalischen Vorstellungen zu zweit sehr bereichernd sein kann. Mein Ziel ist es, mit jede*r Musiker*in einen eigenen musikalischen Weg zu finden. Was ich also besonders gut kann, ist, dich in deiner Individualität zu fördern.
Wie hast du singen gelernt?
Seit ich denken kann, haben mich meine Eltern in den Schlaf gesungen. Und es gab keine Autofahrt in die Ferien, in der wir nicht vierstimmige Sätze gesungen haben (z.B. aus den «Geselligen Gesängen» von Mozart). So selbstverständlich hat sich der Gesang in mein Leben geschlichen. Die lustigsten Kindervideos sind welche, in denen ich mit der Kamera meiner Mutter minutenlang die Wohnung filme und dabei alles, was ich sehe, fröhlich besinge. Erst in der Oberstufe bin ich von der Geige endgültig auf den Gesang umgestiegen. Darauf folgten sehr intensive Jahre des Kennenlernens meiner eigenen Stimme und musikalischen Persönlichkeit.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Meine momentane Lieblingsmethode beim Erarbeiten eines neuen Stücks ist das Ausgehen vom Text. Was will ich in dem Song sagen und wie versteht man mich? Dies ist für mich ein wichtiger Startpunkt. Sobald meine „Geschichte“ klar ist, habe ich eine viel konkretere Vorstellung von Stimmung, Instrumentierung, Stimmtechnik, Energie etc. Danach setze ich mich an ein Instrument und schaue, was passiert. Spannend ist immer, verschiedene Ausgangspunkte und Methoden auszuprobieren und gemeinsam zu erarbeiten. Einfach machen. Auch wenn es nur eine halbe Strophe ist.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Am liebsten ist mir mein «treues» Mikrofon «Shure SM 58». Es ist in meinen Augen das perfekte Mikrofon für jede Bühne und jedes Niveau. Im Studio vertraue ich ganz dem Klassiker und benutze seit Jahren für alle Vocalaufnahmen mein «Neumann TLM49». Auch arbeite ich seit Jahren mit dem Vocalizer «TC Helicon Voice Live Touch» welches eine neue Dimension für die Stimme bietet.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Eine meiner wichtigsten Eigenschaften beim Üben war schon immer mein Gehör. Da ich beim Notenlesen nie geduldig genug war, habe ich alles übers Gehör gelernt, dies bietet heute eine gute Grundlage für schnelles effektives Transkribieren und Memorisieren. Zusätzlich ist meine Ausdauer beim Üben eines bestimmten Sounds, Technik, Solo etc massgebend fürs erreichen eines gesetzten Ziels. Ebenso sehe ich meine Offenheit und Kritikfähigkeit als wichtige Eigenschaft beim Üben und Lernen. Ich lege sehr viel Wert auf Rückmeldung meiner Freund*innen und Bekannten. Der stetige Austausch mit anderen Musiker*innen und auch anderen Bezugspersonen ist für mich ein grosser Teil meines Fortschritt beim Üben.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Mein Instrument ist wie jede Stimme einzigartig. Dies macht jeden Unterricht sehr persönlich und unverwechselbar.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Mir ist es sehr wichtig, nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich eine gemeinsame Ebene zu finden. Dies auch, weil die Stimme etwas Persönliches, Intimes ist und es meiner Meinung nach kein anderes Instrument gibt, bei dem der Unterricht so individuell gestaltet werden muss. Es ist mir wichtig, gemeinsam eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen und im Unterricht gemeinsame Ziele zu setzen.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Meine Musikstunden setzen sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Einer der wichtigsten ist die Körperarbeit: Das Einsingen, welches sich je nach Stimme und Bedürfnis stark unterscheidet und das allgemeine Wohlbefinden des Körpers ist zentral. Anders als bei anderen Instrumenten ist beim Gesang unser Körper selbst das Instrument, und dieser muss sich «ready» fühlen, um musizieren zu können. Die Vertiefung auf Technik, CVT und verschiedene Sounds finde ich spannend und kann je nach Interesse Teil des Unterrichts sein. Neben der Körperarbeit steht für mich die Intuition im Vordergrund. Was haben wir „Lust“ zu erarbeiten und wo können wir die Komfortzone Schritt für Schritt überschreiten?
Wie gehst du bei Kindern vor?
Bei Kindern ist mir das Kennenlernen der eigenen Stimme wichtig. Sie sollen auf eine spielerische Art die Stimme mit all ihren Facetten kennenlernen und animiert werden, Neues auszuprobieren.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Ein für mich wichtiger Moment war das Konzert zur Taufe unserer ersten EP „Lost in Lona“. Nach monatelanger Planung und viel Promotion war es überwältigend zu sehen, dass über 300 Menschen nur für unsere Musik auftauchten. Dieses Gefühl und auch die Tatsache, solch ein Projekt realisiert zu haben, war ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Die grösste Bühne war das Stadtcasino Basel. Aber das war nicht die tollste. Lieber erzähle ich von der kleinsten. Letztes Jahr habe ich mit „Lost in Lona“ am Wohnzimmerkonzert „Mitten in der Woche“ in der Kaserne Basel gespielt. Die Bühne war winzig, der Raum überschaubar, aber es waren so viele Menschen vor Ort, dass die Tür zum Saal offen stehen musste, damit Leute, die keinen Platz mehr hatten, mithören konnten.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Ganz klar Beyonce. «Bring the Beat in»
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Im Moment würde ich mit Dua Lipas «Future Nostalgia» oder Black Sea Dahus «I am my Mother» gut auskommen. In drei bis vier Monaten müsste ich aber wahrscheinlich Inseln wechseln.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Mein Traum ist es, einmal mit meinem eigenen Projekt am Glastonbury Festival in England zu spielen. Nichtsdestotrotz sind für mich Konzerte in kleinen Venues wie Helsinki oder Mehrspur unersetzbar.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Neben der Musik bin ich sehr an Mode interessiert und alles, was mit Gestaltung und schönen Gegenständen zu tun hat, erweckt meine Aufmerksamkeit. Durch meine Mutter, welche als Künstlerin und Gestalterin arbeitet, bin ich seit je her mit künstlerischer Arbeit in Kontakt.