Gesang lernen bei

Nicole Wacker

Gesang für Klassik / Stimmbildung

Nicole Wacker ist eine aufstrebende Opernsängerin. Sie wird ab November 2021 ein zweijähriges Programm für Opernsänger am renommierten Teatro alla Scala in Mailand antreten, weswegen sie für Live-Lektionen in der Schweiz nur sporadisch zur Verfügung steht. Es besteht aber die Möglichkeit, Fernunterricht oder spezifische Abos in Absprache mit Instrumentor zu buchen.

Porträt von Nicole Wacker

Standort

Zeughausgasse 22
3011 Bern

Nicole Wacker bietet auch Fernunterricht an.

Wie funktioniert Fernunterricht bei uns?

Instrument

Gesang

Musikstil

Klassik

Niveau

Anfänger und Fortgeschrittene

Sprache

Deutsch und Englisch

Alter

Nicole Wacker unterrichtet Schüler*innen ab 15 Jahren

Interview mit Nicole Wacker

Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Barbara Strozzi, eine Sängerin und Komponistin die im Venedig des 17. Jahrhunderts lebte. Ihre Musik hat eine sehr eigenwillige Sprache und zelebriert die Hingabe an die Gefühle. Diese Musik zu studieren hat mir geholfen, meine interpretatorischen Instinkte zu entdecken und mich auch in anderem Repertoire von Zwängen und fremden Vorstellungen zu befreien. Zudem ist ihre Geschichte, wie sie sich in einer Männerdomäne durchgesetzt hat, wahnsinnig cool. Davon kann man viel lernen.

Was kannst du mir gesanglich besser beibringen als alle anderen LehrerInnen?
Viele Lehrer*innen kenne ich nicht, daher kann ich das schlecht beurteilen, aber ich kenne meine eigenen Stärken. Ich mache Gesang zu einer Lebensschule, mein Lehransatz ist ganzheitlich. Ich arbeite nicht nur mit gesunder Stimmbildung sondern auch mit Methoden aus der Achtsamkeit, um Körper und Geist miteinzubeziehen. Ich bin gut darin, Zusammenhänge zwischen Gesang und Instrument zu erkennen, sei es eine Anspannung im Körper oder eine erdrückende Erwartungshaltung, und ich gehe auf diese Themen ein. Ich arbeite mit körperlichen Übungen und stelle Bezug zur Stimme her. Zudem vermittle ich eine gesunde Lerneinstellung und einen konstruktiven Umgang mit Leistungsdruck. Ich musste selbst sehr intensiv an mir arbeiten, um mit diesen Herausforderungen klarzukommen und ich erhalte viel positives Feedback dafür, dass ich für diese Arbeit in meinem Unterricht Raum schaffe. Ich habe auf diese Art schon mit den unterschiedlichsten Menschen gearbeitet - seien es junge Student*innen, langjährige Chorist*innen oder blutige Anfänger*innen. Ich musste feststellen, dass sie alle, egal wie talentiert oder nicht, davon profitieren. Im Endeffekt leben wir alle mit diesem Instrument.

Wie hast du singen gelernt?
Ich glaube Klick gemacht hat es tatsächlich in meiner Zeit im Kinderchor des Opernhauses Zürich. Unsere Chorleiter waren für alle Chöre des Hauses zuständig, auch für die erwachsenen. Sie waren also eigentlich nicht dafür geschult, Kinder auszubilden, aber sie haben das sehr gut gemacht. In einer Lektion mussten alle Kinder einen Finger in den Mund stecken und so singen, damit wir den Mund zum Singen mal anständig öffnen. Wir fanden das alle mega lustig, aber es hat auch zu dem Aha-Erlebnis geführt: Wenn ich den Mund richtig aufmache, dann klingt’s auch lauter. Natürlich folgte dann eine ganze Menge Feinarbeit ;) Aber so habe ich überhaupt entdeckt, wie viel Sound da in mir steckt.

Auf welchem Equipment spielst du heute?
Als klassische Sängerin kann ich mein Equipment weder wählen, noch auswechseln. Daher ist es mir umso wichtiger, es gesund auszubilden, damit ich lange etwas davon habe:).

Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Meine Reflexionsgabe. Ich habe schnell gespürt, dass dieses „Drill dich jeden Tag zu 3 Stunden üben“ nicht funktioniert für mich, erst recht nicht, wenn ich nicht effektiv und reflektiert übe. Ich spüre ganz genau, wann es fliesst und es sich lohnt, dranzubleiben. Daher stelle ich als Lehrerin auch nicht den Anspruch, dass meine Schüler*innen jeden Tag so und so lange üben müssen. Stattdessen schärfe ich mit Fragen ihr Bewusstsein dafür, welche Tools sie vorwärtsbringen und wie sie sich in ihrem Instrument orientieren können.

Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Mich! Sänger*innen können diese Frage natürlich leichter beantworten: Jede Stimme ist absolut individuell. Was an meiner Stimme vielleicht unüblich ist, ist die grosse Ambivalenz. Ich fühle mich eigentlich in jedem Repertoire zuhause, singe hohe Koloraturen genauso gern wie schwere Puccini-Schinken. Obwohl die Stimme sehr laut ist, lässt sie mich auch ein Pianissimo erforschen. Das bringt auch Schwierigkeiten mit sich, der Spagat ist enorm, aber es ist bestimmt eine Stärke.

Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Zuerst frage ich immer, wie es der/dem Schüler*in seit der letzten Lektion ergangen ist, was er/sie für sich ausprobiert hat, was funktioniert hat und was vom letzten Mal hängengeblieben ist. Das hilft zum einen mir dabei, mein ganz individuelles Arsenal an Bildern und Kniffen für diese/n Schüler*in anzulegen, auf das ich zurückgreifen kann, zum anderen schult es das Bewusstsein der Schülerin / des Schülers dafür, was wir uns hier aufbauen. Dann starte ich mit einem körperlichen Warm-Up und greife dabei auf Tools aus der Achtsamkeit zurück: Bodyscan mit Übungen für die jeweiligen Körperbereiche und Atemübungen. Dann vertiefe ich ein Thema in einem zentralen Input mit dem Ziel, dem Schüler/der Schülerin mindestens eine Übung oder Erfahrung mitzugeben, die ich in der nächsten Lektion wieder aufgreifen kann. Diesen Input übertrage ich zu guter Letzt in die Arbeit an einem Repertoire-Stück. Natürlich bleibe ich in konstantem Austausch mit dem/der Schüler*in und weiche gegebenenfalls von diesem Gerüst ab.

Wie gehst du bei Kindern vor?
Kinderstimmen stehen noch vor dem Stimmbruch, da ist bei der Stimmbildung Vorsicht geboten. Eher schule ich sie spielerisch in Rhythmen und Klängen, rege ihre Kreativität und ihre Fantasie an. Ich habe ein Faible für Sprache und Storytelling, habe schon Romane und Erzählungen verfasst und entwickle mit einem Trio musikalische improvisatorische Märchen für Kinder. Ich würde also eher in so eine Richtung gehen.

Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Oh Gott, es gibt so viele! Spontan kommen mir zwei in den Sinn: Als erstes die Kharkiv Assemblies Competition in der Ukraine. Eine totale Achterbahnfahrt. Ich verstand ja die Sprache nicht, konnte nicht einmal lesen, und an meinem ersten Abend gelang es mir nicht einmal, Essen oder eine Heizung aufzutreiben, weswegen ich schliesslich im Hotelzimmer Liegestützen machte, um mich warmzuhalten, während der Wasserkocher warmen Dampf verströmte. Dank Google fand ich am nächsten Tag ein Café und schliesslich das Konservatorium, wo der Wettbewerb stattfand. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz, die Konkurrentinnen schienen allesamt besser zu singen und sahen umwerfend aus. Diese „Resignation“ liess mich dann aber so befreit singen, dass ich den Wettbewerb am Ende sogar gewann. Eine verrückte Woche!

Eine meiner liebsten Erinnerungen ist aber die Woche, die ich in Vicenza verbrachte, als ich am Voci Olimpiche Wettbewerb teilnahm. Wettbewerbe sind sowieso immer crazy. Aber eine Woche in dieser süssen Wohnung in der Altstadt, jeden Tag italienischen Kaffee und Spaziergänge durch uralte Säulenkolonnen, während ich für den Wettbewerb doch den Fokus behalten, üben, trainieren und an der Musik dranbleiben musste. Das war ganz besonders. Bei dem Wettbewerb wurden als Preise Rollen in Händels „Alcina“ vergeben, und ich war verliebt in diese coole Titelrolle. Das Teatro Olimpico ist zudem eines der ältesten Theater Europas, und verströmt etwas archaisches, was es zu einem Wahnsinnserlebnis machte, darin zu singen. Ich habe mich glücklich geschätzt, alle drei Runden diese fantastische Musik in diesem magischen Theater singen zu dürfen, auch wenn ich die Rolle dann ganz knapp nicht bekommen habe.

Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Das müsste das Opernhaus Zürich sein. Ich habe viele Produktionen im Kinder- und Jugendchor mitgesungen. Als Solistin wäre es das Kurtheater Baden.

Mit welchem(r) MusikerIn würdest du gerne einmal spielen?
So als Traumspielpartner: Der Tenor José Cura. Ich habe als Teenager mal mit ihm auf der Bühne gestanden: Ich im Chor, er als Canio in „Pagliacci“. Seine Energie, seine Bühnenpräsenz und seine ungezügelte Hingabe an die Rolle haben mich richtig geflasht. Dafür müsste ich aber seeehr berühmt werden ;)

Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Oh mann, eine Platte?! Das geht ja gar nicht, darf ich ein Mixtape machen? Aber okay, mein erster Impuls war: „25 Lieder aus 25 Jahren“ von Sebastian Krämer, ein Berliner Singer/Songwriter der wunderbar witzige, tiefgründige und schräge Lieder schreibt.

Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Da ich im Zürcher Opernhaus quasi aufgewachsen bin, würde ich am liebsten auf diese Bühne zurückkehren. Aber auch die Bregenzer Seebühne muss atemberaubend sein zum Bespielen.

Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Wie gesagt das Schreiben. Es komplettiert mich als Sängerin. Und ausserhalb der Kunst: Die Natur, Kaffee, Schoggi und immer was zum Lachen.