Welche(r) MusikerIn hat dich am meisten beeinflusst?
Viele verschiedene Sänger aber auch Instrumentalisten haben mich beeinflusst und inspiriert. Zum Beispiel: Maria Callas als Tosca (leider nur auf Video) war für mich ein bahnbrechendes Erlebnis. Ihre Dramatik im Klang und auf der Bühne sind unerreicht. Placido Domingo auf der Bühne als Samson war ebenfalls atemberaubend. Die Dramatik seines Gesangs und seines Schauspiels sind überwältigend. Der Klang von Montserrat Caballe, ihr Pianissimo, ihre Stimmführung berühren mich sehr und weckten meinen Ehrgeiz ähnliches zu erreichen. Dimitri Horostovski hat mich mit seinem unglaublichen Klang und seiner Direktheit in mehren Konzerten tief berührt und verzaubert. Die Koloratur von Edita Gruberova hat mich zu stundenlangem Üben inspiriert. Die Virtuosität von Martha Argerich, die Schönheit des Klanges von Anne Sophie Mutter, die Dramatik des Dirigenten Valery Gergiev, die musikalische Vielseitigkeit von Yo-Yo Ma und Guido Kremer haben mich ebenfalls stark beeinflusst. Die amerikanische Sängerin Meredith Monk, die ihre eigenen Kompositionen und ihre spartenübergreifenden Projekte aufführt, hat mich dazu veranlasst, den klassischen Gesang ernsthaft zu verfolgen.
Was kannst du mir gesanglich besser beibringen als alle anderen LehrerInnen?
Besser: das kann ich nicht beurteilen. Ein solides Handwerk, Individualität und Expressivität stehen bei mir im Unterricht im Mittelpunkt. Mein Ziel ist es, dass meine Sänger alle einen ganz persönlichen Klang und ein solides Instrument besitzen.
Im Bereich Musical unterrichte ich Dich in syng:TRAINING. Diese Methode geht sehr präzise auf die unterschiedlichen Klanganforderungen des Musicalgesangs ein.
Wie hast du singen gelernt?
Als Kind sang ich immer und überall. Während der Schulzeit nahm ich dann zum ersten Mal klassischen Gesangsunterricht. Der Lehrer steckte mir in der ersten Stunde einen Korken in den Mund und sagte mit genau dieser Mundöffnung solle ich ab sofort singen. Nach wenigen Stunden (immer mit dem Korken im Mund) meinte er, ich sei völlig untalentiert. Voller Schreck widmete ich mich dann erst Mal der Schauspielerei und sang überhaupt nicht mehr. Ich ging nach New York und besuchte dort eine Schauspielschule. Sehr inspiriert von der Performance Welt in New York begann ich zusammen mit einer Freundin eigene Stücke zu kreieren, in welchen wir mit der Stimme improvisierten. Da ich nicht die Klänge produzieren konnte, die ich gerne produzieren wollte, wagte ich mich nach langem Zögern wieder in den Gesangsunterricht. Von dem Moment an nahm der Gesang und das Gesangstudium wie eine Lawine von mir Besitz.
Welches Equipment verwendest du?
Immer ohne jegliches Equipment. Wenn ich mal in einem Tonstudio in ein Mikrofon singen muss, dann ist das schon ein Fremdkörper für mich.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Meine grosse Neugier und Faszination für die Stimme haben mich dazu getrieben, zu experimentieren und immer einen noch besseren Klang zu finden. Meine Sturheit und ein gewisser Ehrgeiz haben mir geholfen, nicht aufzugeben und viel zu üben. Wichtig ist sicher auch, dass ich sehr gerne alleine bin und mich stundenlang in Musik vertiefen kann.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Es gibt auf der ganzen Welt nur ein Exemplar davon. Als Sänger haben wir als einziges Instrument auch die sprachliche Ausdruckskraft.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Mir ist es wichtig, dem Studenten eine solide Grundbasis zu geben. Er soll lernen, wie sein Instrument funktioniert, wie er es einsetzen kann und wie seine ganz eigene Stimme klingt. Ich versuche einen Raum für den Studenten zu schaffen, in dem er sich sicher, frei, ungehemmt und bereit zum Experiementieren und Erforschen des eigenen Instrumentes fühlt. Sehr wichtig: schräge/falsche Töne gehören zum Lernprozess dazu, und es darf gelacht werden!
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Der Unterricht wird den Bedürfnissen der Studenten angepasst. Grundsätzlich beginne ich mit Körperarbeit (Haltung, Körperbewusstsein) und Atemtechnik. Dann kommt die Stimmbildung. Das heisst: verschiedene Übungen um die Stimme zu stärken und den Stimmumfang zu vergrössern. Das Ziel ist mit Leichtigkeit durch die drei Stimmregister (Bruststimme, Mittelstimme und Kopfstimme) zu singen. Dann arbeiten wir an verschiedenen Stücken, die wir zusammen auswählen. Es ist mir sehr wichtig, dass der Student das Stück auch singen will. Wir arbeiten dann an der Stimmführung, Sprache, Musikstil und ganz wichtig: am Ausdruck und an der Interpretation. In der Klassik versuche ich dem Student verschiedene Zeitepochen, Komponisten und Werke (also Lied, Oper, Oratorium und Operette) näher zu bringen. Im Musical versuche ich dem Studenten die passenden Rollen zu geben, die er später dann auch singen kann.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Da das Instrument bei Kindern noch am Wachsen ist, ist grosse Vorsicht und Sorgfältigkeit geboten. Wir singen viele verschiedene altersgerechte Stücke, arbeiten ein bisschen an der Haltung und Atmung. Sehr, sehr wichtig ist der Spass an der Musik! Ich versuche auch die Musikalität zu fördern und dem Kind verschiedene Musikstile und Richtungen näher zu bringen.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Das kann ich so nicht sagen. Für mich ist jedes neue Konzert, jede Oper, jedes neue Projekt. in dem viel Herzblut steckt, ein unglaubliches Erlebnis. Wenn es nach vielen Proben endlich auf die Bühne kommt und zu leben beginnt, dann ist das so spannend, erfüllend, berauschend - schlicht das Grösste.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Bei den United Nations in NYC.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Mit Dimitri Horostovski ein Duett singen! Er ist ein wunderbarer Sänger und sein Klang so schön!
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Die Klavierkonzerte von Mozart gespielt von Martha Argerich- weil sie so unglaublich schön sind. Oder vielleicht doch lieber Don Giovanni von Mozart, weil es eine so geniale Oper mit so unglaublich schöner, berührender Musik ist?
In welchem Zürcher Club würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Natürlich im Opernhaus oder in der Tonhalle!
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Familie, Lachen, Reisen, Literatur, Kunst, Fantasie, immer wieder Neues kennen lernen. Und eben doch: ganz viel Musik!