Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
- Helge Schneider: Multiinstrumentalist, Humorist, Anarchist
- Curt Cobain: Texte, Songs, Authentizität, Wut
- Dave Grohl: unfassbarer Schlagzeuger
- Miles Davis, John Coltrain, McCoy Tyner, Chet Baker: Jazz hat mich in meiner Jugend in seinen Bann gezogen
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Da ich über 20 Jahre als Schauspieler an vielen Theatern gearbeitet habe und die Musik immer autodidaktisch mitlief, habe ich mir meinen spielerischen, ungezwungenen, fast schon albernen Zugang zur Musik erhalten können. Für mich ist Musik nicht nur ein Lebensgefühl, sondern mehr noch, ein Lebensmittel bzw. Ausdrucksmittel. Alle meine inneren/äußeren Leiden sowie auch Freuden kann ich in der Musik verarbeiten. Durch Text, Melodie und Rhythmus kann ich so andere Menschen erreichen und bewegen. Diese Magie will ich meinen Schüler*innen durch Fleiß und eine gesunde Portion Besessenheit vermitteln.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Ich stand im Alter von 10 Jahren auf halber Treppe im Haus meiner Eltern, als meine Mutter mich fast nebenbei fragte, ob ich nicht Trompete lernen wolle? -„Ja klar!“ antwortete ich. „Warum nicht?!“ Leider habe ich die Trompete über die Jahre dann vernachlässigt, weil meine Freunde Schlagzeug oder Gitarre spielten. Der Gesang war mir durch den Kinderchor schon vertraut und als meine Schwester irgendwann ein Klavier geschenkt bekam, spielte ich fast täglich Klavier. Die Trompete war der Einstieg zu den Instrumenten und auch heute noch, probiere ich jedes Instrument aus, das gerade „rumsteht“.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Meistens fängt es mit einer Textzeile, einer Melodie oder einem Rhythmus an. Dann gehe ich dem Zufall auf die Spur. Je weniger ich mir vornehme, desto größer ist die Chance auf ein brauchbares Ergebnis. Fertige Songs sind größtenteils ein Abfallprodukt meines Probierens und Scheiterns. Bestenfalls dienen mir meine FEHLER als HELFER. Ich probe um herauszufinden, wie es NICHT geht.
Oft dienen mir auch Versatzstücke von anderen Songs als Vorlage oder Inspiration um daraus etwas Neues und Eigenes zu schaffen.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
- Schlagzeugkessel: Ludwig FabFour (eigenwillig mit Charakter)
- Snare: Sakae 14x8 Bubinga (fett, offen, artikuliert, bauchig)
- Becken: Paiste (Ich führe eine offene Beziehung mit Paiste. Manchmal gehe ich fremd, komme aber immer wieder zurück)
- Gitarre:
- Gretsch Jin Rickey (handlich, eigenwillig, kleines Bluesmonster
- Taylor 110ce (brillante Westerngitarre, gutes Preislistungsverhältnis)
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Wenn ich einen Rhythmus, eine Melodie, eine Akkordfolge im Kopf habe, übe ich sie so lange bis es gut klingt oder so, wie ich es will. Dabei hilft mir mittlerweile eine gewisse Achtsamkeit dahingehend zu unterscheiden zwischen Besessenheit und Verbissenheit. Besessenheit bringt mich weiter und motiviert mich aus sich heraus. Verbissenheit macht mich zu und frustriert.
Außerdem habe ich mit der Zeit gelernt, wie wichtig Pausen und Schlaf für unser Körpergedächtnis und Gehirn sind und gehören ebenfalls zum Übungsprozess dazu.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Neben Schlagzeug, Gitarre und Gesang spiele ich noch Trompete und Klavier. Alle Instrumente haben ihre Besonderheiten und ich will meine Liebe zu Ihnen nicht gegeneinander ausspielen.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Grundsätzlich folge ich dem Anagram: Fehler=Helfer. Jeder Fehler, den du erkennst, ist dein Helfer, der dich weiterbringt und dein Spiel in einer stets positiven Denkart verbessert. So kannst du deine Unzulänglichkeiten zu deinem Vorteil nutzen und Frust oder Eintönigkeit beim Üben vermeiden.
Dreidimensionales Training/Spiel:
-Körper: Handwerk/Technik, Muskelgedächtnis, Fitness
-Geist: Ideen-Welt, Kreativität, Konzentration, Ausdauer, kognitive Fähigkeiten, Unabhängigkeit
-Seele: Gefühls-Welt, innere Haltung, Erleben, Durchlässigkeit, Authentizität, Ein bisschen Anarchie!
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Die Bedürfnisse von Schüler*innen sind sehr individuell. Dementsprechend gilt es diese zu Beginn des Unterrichts herauszufinden. Nach einem kleinen Warmup geht es dann daran bereits Erlerntes zu wiederholen, gegebenenfalls daran zu arbeiten und neue Sachen einzustudieren. Leider ist die Zeit beim Unterricht immer knapp bemessen. Deshalb empfehle ich zu Hause zu üben und den Unterricht für Tipps&Tricks zu nutzen. Immer unter dem Motto: regelmäßig mäßig, statt übermäßig unregelmäßig!
Wie gehst du bei Kindern vor?
In erster Linie will ich Kindern Mut machen. Sie sollen auf möglichst spielerischem Weg Freude am Spiel, Bereitschaft zum Ausprobieren/Üben und bestenfalls eine Liebe zur Musik entwickeln. Mein höchster Anspruch an mich ist Sog statt Druck zu erzeugen.
(Diese Aspekte gelten prinzipiell auch für Erwachsene!)
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker?
DAS eine tollste Erlebnis kann ich in meiner Erinnerung gar nicht so fest benennen. Ich hatte ganz viele tolle Erlebnisse. Zum einen, wenn es in einem Band- oder Orchesterkontext einfach funkt unter den Musiker*innen und zum anderen, wenn das Publikum spürbar loslässt, mitgeht und allerbestenfalls auch noch textsicher ist. Dann kriege ich immer eine Gänsehaut!
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Clanx-Bühne im Appenzell
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Megan und Jack White (White Stripes). Die beiden sind für mich das Paradebeispiel dafür, wie wenig es braucht, um den Mob zum Toben zu bringen.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
„Kind of Blue“ von Miles Davis. Ich kann gar nicht genau sagen warum… Hoffentlich hat’s da überhaupt nen Plattenspieler!
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
helsinki-klub Zürich. Da bin ich schon fast 20mal aufgetreten und da passt’s einfach!
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Das würde jetzt den Rahmen sprengen. (Meine Familie, Freunde, Humor, Freiheit und vieles mehr…)