Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Um zwei grosse Namen zu nennen, Justin Timberlake und Michael Jackson. Beide haben ein Gesamtpaket als Songwriter, Artist, Performer und Produzent und sind so ziemliche Allrounder. Das faszinierte mich schon als Teenager, als ich noch nicht viel Technisches der Musik verstanden habe. Heute habe ich dank meiner Ausbildung und dem Zusammenspiel mit talentierten Musiker*innen das technische, musikalische Wissen und entdecke trotzdem immer wieder neue Teile.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Da ich neben neben der Bühne auch täglich als Songwriter und Produzent im Studio tätig bin, kann ich meinen Schüler*innen von sehr vielen Perspektiven unter die Arme greifen. Ich habe die nötigen Tools in der Stimmbildung, um den individuellen Stimmsound meiner Schüler*innen zu fördern. Da mein erstes Instrument Drums war, lege ich beim Gesang auch einen grossen Fokus auf die Rhytmik und breche einen Song wenn nötig auf die Basics herunter. Songwriting und Gesang liegen bei mir sehr nah zusammen. Auch als Produzent kenne ich alle Phasen bis zu einem fertigen Song und kann moderne Pop Production vielseitig weitergeben.
Wie hast du singen gelernt?
Als ich eine 40 Jahre alte Gitarre im Keller meiner Eltern fand, lernte ich innert weniger Wochen einige Lieder und merkte sehr bald, dass ich auch eigene Songs schreiben will. Dass ich dafür singen lernen musste, war keine Frage. Meine ersten Gesangsstunden hatte ich im Alter von 17 Jahren. Meine erste Gesangslehrerin hatte einen klassischen Hintergrund und später nahm ich dann vor allem bei Lehrpersonen für Popgesang Unterricht. Viele Stimmfarben entdeckte ich jedoch auch durch Songwriting und eigene Demo Produktionen.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Wenn ich mit dem Tram oder Bus auf dem Weg ins Studio bin, überlege ich mir oft, in welcher Stimmung ich heute bin und über was ich schreiben könnte. Die Musik kommt in diesem Fall oft ganz von alleine, sobald mal ein Tempo, Drum Beat oder eine Akkordfolge auf Gitarre oder einem Synthesizer steht. Manchmal beginne ich auch einfach mit dem Komponieren eines Instrumentals. Allerdings summe ich immer von Beginn an mit und suche nach eingängigen Melodien - denn ohne Melodie, kein Song.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Auf der Bühne benutze ich meistens das Shure SM58. Da ich momentan viel zu Hause im Homestudio aufnehme, nutze ich gerade vor allem das Shure SM7b, da es in jedem Raum professionell brauchbare Aufnahmen produziert. Zudem spiele ich eine Martin Dreadnought, Fender Stratocaster und eine Gibson ES-335. Ich produziere meine Songs mit Ableton Live, früher mit Logic. Der Transfer von der Studiosession ins Live Setting auf der Bühne ist super praktisch.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Üben sollte in meinen Augen grösstenteils Spass machen. Daher nahm ich mir immer Songs zum Ziel, die mich begeisterten. Musik funktioniert nur mit Emotionen. Es ist mir auch im Unterricht sehr wichtig, dass meine Schüler*innen zu 100% hinter den behandelten Songs stehen. Beim Üben bin ich sehr kritisch mit mir selbst, vor allem wenn es um eigene Songs geht. Ich nutze beim Üben regelmässig Ableton und nehme mich auf, um meine Performance zu analysieren. Unser Ohr täuscht manchmal und verfälscht unsere Wahrnehmung nach dem eigentlichen Sound.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Eine Range über 3 Oktaven von einer energetischen Bruststimme bis zu einer leichten Falsettstimme
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Mein Ziel ist es, dass meine Schüler*innen jede Lektion mit einem positiven Erfolgsgefühl verlassen. Meine Schüler*innen sollen immer im Zentrum stehen. Ich nehme mir als Lehrperson immer vor, die Lösung nicht auf dem Silbertablett zu präsentieren, sondern die Schüler*innen selbst einen Weg finden zu lassen. Beispielsweise will ich bei Songwriting oder Improvisation nicht eine passende Melodie vorsingen, die ich höre. Stattdessen ermutige ich Schüler*innen, sich an gewissen Tönen festzuhalten und nach oben oder unten zu gehen.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Nach einem kurzen lockern Gespräch beginne ich mit einem kleinen Einsingen/Aufwärmen, wenn das Bedürfnis da ist, jeweils passend zum Song. Ich setze zusammen mit meinen Schüler*innen kurzfristige bis mittelfristige Ziele, auf die wir hinarbeiten können. Im Gesangsunterricht sollen Themen wie Interpretation, Technik, Stimmsound, Beweglichkeit der Stimme, Einsatz und Stimme im Körper und Improvisation Platz haben. Bei Songwriting und Produktion gehe ich neben eigenen Inputs sehr spezifisch auf die Songs, Sounds und Probleme ein, bei denen die Schüler*innen Hilfe benötigen.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Ich versuche über eine lockere Kommunikation zum aktuellen Alltag einen Draht zu gewinnen und so sehr spielerisch in die Stunde zu starten. Ich arbeite vor allem metaphorisch und nutze Bilder wie ’singe diesen Ton mit Energie, so dass dich die Person auf der anderen Strassenseite hören kann.’
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker?
Ich hatte im Herbst 2023 die Möglichkeit 5 Monate in London für Songwriting, Studioproduktionen und Live Auftritte zu verbringen. Wöchentlich schrieb ich mit verschiedenen Songwritern 3-4 Songs und hatte mehrere Konzerte. Die Zeit hat mir sehr zu einer kreativen Routine verholfen. Vor allem, weil man in der kreativen Grossstadt so viele kreative Leute trifft, die Projekte umsetzen. Zudem ist es einfach meine Lieblingsstadt, neben Zürich natürlich.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Openair Sommer im Park auf der Hauptbühne, vor ca. 2’000 Festival Besucher*innen.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Wenn ich da freie Wahl hätte, wäre das bestimmt Justin Timberlake & the Tennessee Kids. 20 Musiker*innen auf der Bühne zu haben, umgeben von einer komplexen Visual Stage Production, hört sich ziemlich cool an.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Wenn ich mir ein Fisch Barbecue am Strandfeuer alleine bei Sonnenuntergang vorstelle, wäre das wohl ‚What's Going On‘ von Marvin Gaye. Die Platte ist tanzbar, gleichzeitig träumerisch und löst in mir ein Freiheitsgefühl aus. Ich finde, Marvin Gaye kann man in jeder Lebenssituation hören.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ein grosses Ziel in naher Zukunft ist das Openair St. Gallen. Da ich ein halbes Jahr als Songwriter und Artist in London verbracht habe, wäre ein internationaler Traum auf jeden Fall das Glastonbury Festival.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Ich brauche eine gewisse Routine im Alltag, daher mache ich regelmässig Morgensport auf dem Vita Parcours. Im Sommer bin ich auch mal in den Bergen zu Fuss oder mit dem Mountainbike anzutreffen. Auch Freunde treffen und Konzerte besuchen hilft mir, den Kopf abzuschalten.