Welche(r) MusikerIn hat dich am meisten beeinflusst?
Als Kind hat mich die musikalische Atmosphäre in meinem Elternhaus inspiriert. Mein Vater ist Dirigent, und ich bin mit der Welt der Oper und Orchestermusik gross geworden. Später bin ich dann auf andere MusikerInnen aufmerksam geworden – da waren viele, die mich begeistert haben: Gidon Kremer zum Beispiel mit seinem unkonventionellen Geigenspiel, bei welchem der Ausdruck aus weit mehr besteht als nur im schönen Ton, oder der russische Pianist Valery Afanassiev, bei dem eine perfekte Technik nie zur Selbstdarstellung dient, sondern ausschliesslich dem musikalischen Ausdruck. Auch Svjatoslav Richter, Emil Gilels oder auch Nikolaus Harnoncourt haben mich alle sehr beeinflusst.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Ich kann sehr schnell sehen, warum etwas Schwierigkeiten bereitet – meistens braucht es nur kleine Veränderungen in der Haltung oder im Bewegungsablauf, damit es geht. Ich kann dir zeigen, wie du auch als Anfänger einen schönen Ton auf der Geige haben kannst.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Mit sieben Jahren habe ich in Zagreb die Aufnahmeprüfung an die Musikschule gemacht. Man konnte sich dort nicht einfach für den Unterricht anmelden. Eigentlich hätte ich gerne Klavier gelernt, habe aber wegen meines guten Prüfungsergebnisses die Empfehlung bekommen, unbedingt Geige zu lernen.
Ich habe dann schnell gemerkt, dass Geige wirklich das richtige Instrument für mich ist, weil mir alles leichtgefallen ist. Leider habe ich gerade auch deswegen in den ersten Jahren nur sehr wenig geübt.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich spiele auf einer sehr alten Violine von Matthias Hornstainer aus Mittenwald an der Isar aus dem Jahr 1789. Dieses Instrument haben mir meine Eltern während des Studiums gekauft. Ich mag meine Geige sehr und habe kein Bedürfnis eine andere zu kaufen.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Ich bin sehr ausdauernd konzentriert, wenn ich etwas erüben muss, und gebe nicht auf, bis es geht.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Mit einer Violine kann man alle Emotionen gut ausdrücken. Eine Geige kann singen wie eine menschliche Stimme.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Mein Unterricht ist strukturiert, abwechslungsreich und kreativ. Freude an der Musik und am eigenen Ausdruck stehen bei mir ganz im Zentrum. Das Entwickeln einer guten Technik ist die Basis dafür.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Zu Beginn machen wir technische Übungen, darauf folgen Stücke, bei deren Auswahl ich gerne passende Vorschläge mache – allerdings orientiere ich mich hier auch an den Bedürfnissen meiner SchülerInnen. Das können Popsongs oder Weihnachtslieder genauso sein wie Orchesterstimmen, Sonaten oder Konzerte und Literatur zur Prüfungsvorbereitung.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Bei sehr jungen Kindern verwende ich in den ersten Jahren mehrheitlich die Suzuki Methode. Die Kleinen spielen zuerst nur nach Gehör, lernen aber auch schon recht bald, Noten zu lesen. Der Zugang ist spielerisch und auf die kurzen Aufmerksamkeitsspannen abgestimmt. Bei Kindern ab dem Schulalter ist mir wichtig, dass sie gleich mit dem Notenlesen beginnen und auf eine gute, entspannte Haltung achten. Ich motiviere meine SchülerInnen zum regelmässigen Üben, um die individuellen Stärken zu entwickeln. Dabei halte ich die Balance zwischen Technik und Repertoire (Stücke).
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Ich habe ab dem Alter von zwanzig Jahren im Grazer Symphonischen Orchester gespielt, das damals vom Dirigenten Fabio Luisi neu gegründet worden war. Mein allererstes Konzert mit diesem Orchester war die Aufführung des Requiems von Giuseppe Verdi. Ich kannte das Stück damals noch nicht, und es war ein besonderes Erlebnis für mich, dieses Werk in riesiger Besetzung und mit grossem Chor zu spielen. Es ist für mich eines der schönsten Requiems geblieben, das es gibt.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Ich habe beispielsweise mit meinem Schweizer Orchester Collegium Cantorum im KKL in Luzern gespielt.
Mit welcher Musikerin oder welchem Musiker würdest du gerne einmal spielen?
Ich hätte sehr gern mit Gidon Kremer und Valery Afanassiev gespielt, weil beide so unglaublich gute Musiker sind, die auch vielgespielten und altbekannten Werken eine neue Dimension geben können.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Die Aufnahme von Franz Schuberts B-Dur Klaviersonate mit Valery Afanassiev in der Edition Lockenhaus aus den 90er Jahren und auch die Aufnahme des Streichquartetts in C-Dur von Franz Schubert mit dem Alban Berg Quartett und Heinrich Schiff aus dem Jahr 1982 würde ich auf die einsame Insel mitnehmen wollen. Das sind zwei besondere, zeitlose Werke für mich.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
In grossen Kirchen und Kathedralen gefallen mir Atmosphäre und Akustik sehr gut. Am liebsten würde ich einmal in der Kathedrale von Chartres bei Paris spielen!
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meine Familie, Fotografie und Reisen, Natur und Stille.