Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Schon früh hat mir der Geiger David Oistrach mit seinem beseelten Spiel das Herz erwärmt. Ich konnte nicht genug kriegen, ihn zu imitieren in Tonfall und Ausdruck. Später beeindruckte mich auch Zino Francescatti sehr. Wie er die Stimme seiner Violine zum Glänzen bringt. Klangfarben, wie eingetaucht in gleissendes Sonnenlicht.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Ich erkenne schnell die Ursachen für Blockaden und Hemmungen auf dem Griffbrett und im Bogenarm. Ich führe meine Schüler hin zu einem natürlichen und harmonischen Bewegungsablauf im komplexen Zusammenspiel beider Arme. Violine spielen ist ein Handwerk. Die bewusste Wahrnehmung und Lenkung des eigenen Körpers, der Arme und Finger ist zentral für Fortschritt in Technik, Klangbildung und angstfreies Spielen.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Ich befreundete mich im Kindergarten mit Mara nur deshalb, weil ihre Familie zu Hause ein Klavier stehen hatte. Ich konnte das Mädchen nicht ausstehen, aber die 1,5 Meter Töne zogen mich ihn ihren Bann. Schon bald aber erbarmte mein Papa sich meiner und überraschte mich früher als geplant, bereits zum Schuleintritt mit der fast schwarzen Stainer-Geige aus dem Besitz seines Vaters. Obwohl noch viel zu gross, hatte ich nur noch Augen und Ohren für die wilde Dunkle. Die Kindergartenfreundschaft mit Mara war rasch aufgekündigt.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich spiele auf einer Stefano Scarampella-Geige. Ich hatte vor gut zehn Jahren das Glück aus einem privaten Nachlass, aus drei Violinen - zwei französischen und einer italienischen - diese „meine Prinzessin“ auszuwählen und zu einem fairen Preis zu erwerben.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Ich bin stark im logisches Analysieren eines Problems. Rasch finde ich kreative, musikalische, bewegungsbetonte Lösungsansätze. Gleichzeitig bringe ich viel Verständnis auf für den feinmotorischen Lernprozess. Das Wissen darum stärkt meine Geduld und Ausdauer.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Mit meinem Instrument, der Violine, kann ich sprechen, singen, flüstern, flehen und klagen, jubilieren, fast zerspringen vor Freude und mühelos jedes andere Instrument imitieren und parodieren.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Ich fördere meine erwachsenen Schüler hin zur Selbständigkeit im technischen Übe- und Lernprozess. Ich stärke ihre musikalische Urteilskraft durch strukturelle und harmonische Einsichten in das Werk. Über Experimentieren, Imitieren, Grenzen ausloten und Reflektieren gelangt der Schüler zu seiner persönlichen, stimmigen Aussage. Anfänger führe ich mit viel Freude behutsam in die neue Materie ein. Ich stütze ihr Selbstvertrauen bei den ersten musikalischen Schritten und ermutige sie, Fehler zuzulassen, daraus zu lernen, sich das Instrument immer vertrauter und zu eigen zu machen.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Coaching: In Einzellektionen werden spieltechnische Probleme stringent und lösungsorientiert angegangen. Falsche Bewegungsabläufe, Hemmungen und Blockaden analysiert und Alternativen aufgezeigt. Mit neuen Ideen und kreativen Lösungsansätzen verlässt der Student motiviert mein Studio. Weiter biete ich gezielt Hilfe bei Vorbereitung zu Prüfungen, Probespiel und Konzert. Ich unterstütze meine Studenten bei der Erarbeitung ihres Wunschwerkes, vermittle spezifische Techniken und berate bei Problemen mit Lampenfieber.
Aufbauender Unterricht: Ich biete einen guten Mix aus aktuellen technischen Studien, experimentellen Erarbeiten eines Werkes, Praxis zu rhythmischer Sicherheit im Solo- und Zusammenspiel und erforderlicher Musiktheorie. Gleichwohl bleibt viel Raum für spontane Wünsche und Bedürfnisse des Schülers, Tipps und Tricks für’s Üben und die Erhaltung und Förderung der Motivation.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Über viele Jahre machte ich mit einem guten Freund und grossartigen Gitarristen Strassenmusik in Salzburg, Wien, Krakau und weiteren osteuropäischen Städten. Daraus ergaben sich viele Gelegenheiten zu privaten Konzerten und interessanten musikalischen Begegnungen.
Welches war die grösste Bühne auf der du gespielt hast?
Nationale Philharmonie der Ukraine (Kiew)
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Einmal im Leben anstelle von Elisa Pegreffi mit Paolo Borciani, Piero Farulli und Franco Rossi Quartett spielen. Ihre Interpretation der frühen Beethoven-Quartette brachten mich in meiner Jugend fast um den Verstand.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Die späten Streichquartette von Beethoven und Schubert. Selbstverständlichen die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Bach mit Milstein, um nicht zu vergessen die Solosonaten von Eugène Ysaÿe interpretiert von George Enescu.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
In kleineren Kammermusiksälen mit viel Ambiente und guter Akustik.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Zeichnen, Natur, Stille