Welche(r) MusikerIn hat dich am meisten beeinflusst?
Als ich angefangen habe Jazz zu singen haben mich am meisten Chet Baker und Billie Holiday beeinflusst. Man hört ihre Geschichten und ihr Leben durch ihre Musik, die einem direkt ins Herz geht. Ihre Art Musik zu machen und zu vermitteln trage ich auch heute noch jeden Tag bei mir. Ebenfalls eine grosse Inspirationsquelle sind David Bowie und Meshell Ndegeocello. Bowie hat sich immer wieder neu erfunden und sich und seine Musik immer weiterentwickelt. Meshell ist eine absolute Powerfrau, die Musik atmet und lebt.
Was kannst du mir gesanglich besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Ich bin eine sehr vielschichtige Sängerin mit einem breiten Horizont. Ich persönlich spiele sowohl in mehreren Jazzbands und leite selber ein Oktett, singe aber auch in einer Salsaband und spiele Pop und Soul Musik mit meinem Duo. Mit über 16 Jahren an Erfahrungen habe ich musikalisch schon einiges erlebt und musste schon einige Hürden überwinden und ich hoffe, dass ich meinen Schüler*innen diesen Erfahrungsschatz zu Nutze machen kann und dass sie daraus profitieren können. In der Musik interessieren und berühren mich vor allem die emotionalen Tiefen und was man mit seiner Musik aussagen möchte. Ich hoffe, ich kann meinen Schüler*innen helfen das zu finden und es ihnen weitergeben.
Wie hast du singen gelernt?
Für mich war Singen am Anfang vor allem ein emotionales Ventil. Ich habe mit 14 Jahren eine Gitarre bekommen und angefangen Gitarrenunterricht zu nehmen. Es hat für mich aber nie ganz gereicht, um mich wirklich auszudrücken. Daher habe ich angefangen Songs zu komponieren und darüber zu singen. Das konnten ganz einfache und banale Songs sein, wie zum Beispiel über meine letzte Mathematik Prüfung, bis hin zu so dramatischen Themen wie meinem ersten Teenager Liebeskummer.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst?
Meist setze ich mich entweder ans Klavier oder an die Gitarre und fange an Akkorde zu drücken und zu experimentieren, bis mir etwas gefällt. Wenn ich das habe, versuche ich eine Melodie darüber zu singen und fange an sporadisch Worte darüber zu setzen. Wenn ich eine mehr oder weniger fixe Melodie habe, setze ich mich hin und schreibe Lyrics dazu. Wenn ich ein festes Thema habe, versuche ich eigentlich immer zuerst die Musik zu schreiben, bevor ich einen festen Text habe. Sie hilft mir meine Geschichte zu erzählen und ist dafür genauso wichtig, wie die geschriebenen Worte.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Live singe ich mit einem Sennheiser e945 oder Shure SM58. Das Sennheiser klingt in den Mitten und Tiefen besonders schön und ist super auf meine eher tiefe sonore Stimme zugeschnitten. Das SM58 ist einfach ein Allround Mikrophon, das von der Bühne nicht mehr wegzudenken ist. Ich benutze es vor allem, wenn ich weiss, dass es mal etwas lauter werden kann, wie zum Beispiel bei meinen Salsakonzerten.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Sich immer Zeit nehmen und viel Geduld haben. Es gibt immer wieder Momente, wo man das Gefühl hat, dass man stecken bleibt und einfach nicht besser wird, doch irgendwann setzt ein Schalter um und man hat einen neuen Schritt erreicht. Manchmal klickt er nach 2 Std und manchmal erst nach 10 oder 100 Stunden, aber er klickt jedesmal. Dieses Vertrauen muss man haben, auch wenn es manchmal schneller oder langsamer geht, zu wissen dass man IMMER besser wird und es IMMER vorwärts geht beim üben.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Hinter der Stimme kann man nichts verstecken. Es ist meiner Meinung nach das ehrlichste „Instrument“, das man spielen kann. Es gibt keine Kompromisse, aber dafür kann man mit seiner Stimme auch so viel mehr ausdrücken, wie auf irgendeinem anderem Instrument. (Aber sagt das den Instrumentalist*innen nicht!)
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
An allererster Stelle steht für mich das gemeinsame Musik machen. Und das soll immer in einem Rahmen stattfinden, in dem man sich wohl fühlt, sich gegenseitig unterstützt und inspiriert. Man soll ausprobieren und experimentieren dürfen und sich nie schämen, falls mal etwas nicht sofort klappt. Für mich ist das Wichtigste, dass man sich immer ohne Angst musikalisch austauschen kann, vor allem beim Singen.
Wie baust du deine Musikstunden auf?Bei einer „klassischen“ Gesangsstunde mache ich am Anfang immer ein stimmliches Einwärmen und Einsingen. Je nach Zeit mache ich noch einen (kleinen) Block Stimmbildung oder baue Übungen ein, wo sie zum Beispiel gerade bei dem Song passen, den wir lernen. Was ich auch gerne immer wieder mache sind Improvisationsübungen oder kleine Jams zum Beispiel mit der Gitarre, wo der/die Schüler*in und ich über Akkorde Melodien improvisieren. Danach geht es meistens an einen Song, den der/die Schüler*in lernen möchte. Dabei arbeiten wir unter anderem an Dramaturgie, Rhythmus, Stil, verschiedenen Gesangsarten, und vielem mehr.
Das wäre so die klassische Lektion. Jedoch finde ich es super wichtig jedesmal auf’s Neue auf den/die Schüler*in einzugehen. Es gibt Tage, da möchte der/dieSchüler*in vielleicht mehr zusammen jammen oder auch eine Songwriting Session machen und/oder zusammen ein Lied schreiben. Das Wichtigste für mich ist das gemeinsame Musik machen und dass der/die Schüler*in in den Flow kommt und Spass hat in meiner Stunde. Natürlich muss man manchmal auch etwas „pushen“, um weiterzukommen. Doch der Spass und die Leidenschaft darf dabei nie verloren gehen.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Ich versuche mein Unterrichtskonzept stets nach den Wünschen meiner Schüler*innen (auch wenn es die ganz Kleinen sind) anzupassen. Bei Kindern erkunde ich zum Beispiel ihre musikalischen Interessen und knüpfe daran an. Im Vordergrund soll weniger das Technische, sondern das Musikantische stehen.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Es gab einige wirklich tolle Erlebnisse, aber eines das mir besonders geblieben ist, war mein Masterkonzert. Für meinen Master habe ich zum ersten Mal eine Suite mit Text und Musik für ein Oktett geschrieben, komponiert und arrangiert. Es war eine unglaublich intensive Zeit in der ich soviel Energie, Schweiss und manchmal auch Tränen für dieses Projekt investiert habe und dann war der Tag des Konzerts da. Und man kann heute noch den Moment in den Aufnahmen hören, als mir im letzten Songs einfach die gesamte Last von den Schultern fällt und sich meine Mundwinkel während dem Singen nach oben ziehen und ich anfange zu strahlen. An diesen Moment werde ich wohl noch lange denken.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Das war wohl an den Zuger Jazz Nights. Es war Open Air und über tausend Menschen tanzten auf dem überfüllten Platz an einem wunderschönen Sommerabend zu unserer Musik.
Mit welche(r)m Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?Meshell Ndegeocello. Sie verkörpert pure Musik und es wäre sicher unglaublich inspirierend mit ihr zu Arbeiten und ein Traum mit ihr zusammen performen zu dürfen.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Das wäre eine sehr schwierige Entscheidung, aber wahrscheinlich „Blackstar“ von David Bowie. Es war für mich die wohl inspirierendste Platte, die ich in den letzten 10 Jahren gehört habe.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ich spiele eigentlich am liebsten auf kleineren Bühnen, wo ich mit dem Publikum interagieren kann. Falls ich aber mal in die Carnegie Hall eingeladen werde, würde ich auch nicht ablehnen!
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meine Freunde und Familie, gutes Essen und mein Kater „Duke“.