Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Es waren schon immer starke und besondere Stimmen, die mich in ihren Bann gezogen haben. Die emotionale Tiefe und akrobatische Beweglichkeit von Yebba oder die Fähigkeit mit Groove und Timing zu arbeiten wie Antwaun Stanley von Vulfpeck zum Beispiel waren sehr faszinierend und prägend. Heute beeinflussen mich Künstler*Innen, die mich als «Gesamtpaket» (also vom Songwriting über die Production bis zur Stimme) abholen und einen Eindruck hinterlassen. Dazu gehören Harry Styles, Lizzy McAlpine oder auch Theo Katzman.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Meine grösste Stärke liegt in der persönlichen Interpretation und dem Kennenlernen der eigenen Stimme. Ich kenne mich in der Stimmbildung und verschiedenen Gesangstechniken aus, aber sehe diese als Mittel um eine eigene Stimme zu finden und diese gesund weiterzuentwickeln. Mein Ziel ist es, dass meine Schüler*innen nicht nur gut singen können; es sollte auch spannend sein ihnen zuzuhören. Ausserdem biete ich auch eine breite Palette an Fähigkeiten, um jemanden auf dem Weg zur eigenen Musik zu unterstützen. Von Songwriting über das eigene begleiten an Gitarre oder Klavier bis zur Production in Softwares wie Ableton Live.
Wie hast du singen gelernt?
Meine ersten Erinnerungen ans Singen stammen aus meiner frühen Kindheit, als ich mit meinen Geschwistern und meinen Eltern immer zum Tagesende ein Lied gesungen habe. Allerdings ging ich als Kind in den Schlagzeugunterricht und habe mich deswegen bis in meine Jugend mehr als Drummer identifiziert. Mit 16 Jahren begann ich dann in einem Chor zu singen, wo ich entdeckte, dass ich das wirklich gerne tue und auch gar nicht so schlecht kann. In dieser Zeit wurde ich als Sänger gefördert und es wuchs eine Liebe für die Stimme und alles, was man mit ihr anstellen kann, die bis heute anhält und immer grösser wird.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Die Initial-Ideen für meine Songs kommen meistens recht zufällig und sind oft instrumental. Wenn ich am Klavier oder der Gitarre sitze und üben müsste, fliegen mir Akkorde oder einzelne Melodiefetzen zu. Ab und zu auch, wenn ich im Zug bin und ausnahmsweise keine Musik höre. Dann ist das Wichtigste, dass ich diesen Moment und das dazugehörige Gefühl irgendwie aufnehmen kann. Meist passiert das mit einer Sprachaufnahme auf meinem Handy. Der nächste Schritt ist, dass ich diese Idee nehme und zu Gesangsmelodien über gehe. In meiner Musik gilt: «Melody is King». Eine schöne Melodie verankert sich schneller in einem Kopf als wenig andere Dinge im Leben. Mit Akkorden und Melodien ist das Grundgerüst gelegt. Danach kommt der Text (es gibt’s schon auch mal, dass ich vom Text ausgehe, oder im Prozess klar wird worum sich der Text handelt, aber meist gehe ich über den musikalischen Weg). Für den Text lasse ich mir meist viel Zeit. Ich schreibe über mehrere Tage, lasse Ideen brüten, verwerfe vieles, bis nur noch das übrig ist, was ich wirklich sagen will. Und dann kommt einer meiner Lieblingsschritte: die Produktion. Was man alles in einer Software wie Ableton Live oder Logic mit einem Song machen kann, ist unglaublich kreativ und macht sehr viel Spass. Endlose Möglichkeiten einen Song zum Klingen zu bringen. Jeder Song entsteht ein wenig anders, aber meist gehe ich etwa so vor.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Für Gesang auf der Bühne ist es das gute alte «Shure SM58». Ein Klassiker, der nicht ohne guten Grund auf der ganzen Welt beliebt und verbreitet ist. Im Studio bin ich nach einer langen Zeit des Ausprobierens beim «Neumann TLM 103» gelandet. Aber mein Liebstes Equipment sind wahrscheinlich meine Gitarren. Ich habe mehrere Akustische (auch eine selbst modifizierte im Stile einer Rubber-Bridge von Phoebe Bridgers) und auch ein paar E-Gitarren, sowie viel zu viele Pedals. Mich faszinieren die Möglichkeiten, die man aus der Kombination von Musikalität und Technik bekommen kann.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Meine Neugier ist sehr wichtig in meinem musikalischen Werdegang. Es kommt sehr oft vor, dass ich etwas Faszinierendes höre und herausfinden will, wie man das selbst macht. Dann setze ich mich daran und probiere so lange aus, bis es irgendwie klappt. Damit verbunden ist ein gewisser Hang zum Perfektionismus, der mich anspornt, immer mehr zu lernen und ein besserer Musiker zu werden.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Die Stimme ist etwas sehr Nahbares und Persönliches. Das macht das Arbeiten mit der Stimme so interessant. Der Gesang hat immer etwas mit einem selbst zu tun. Ausserdem schätze ich, dass man mit der Stimme schnell auf die Ebene der Interpretation kommt und nicht zuerst beispielsweise 10 Tonleitern lernen muss, bevor man beginnen kann, Musik zu machen.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Gesangsunterricht ist etwas sehr Persönliches. Meiner Ansicht nach funktioniert das nur, wenn eine Vertrauensbasis vorhanden ist und eine wohlwollende Atmosphäre herrscht. Also ist es mir wichtig meine Schüler*innen zu kennen und ernst in ihren Anliegen zu nehmen. Ausserdem soll mein Unterricht ein Ort des Ausprobierens sein. Fehler sind erlaubt und willkommen, denn durch sie lernt man. Gesangsunterricht kann lustig oder auch ein bisschen komisch sein, aber das will ich mit offenen Armen empfangen.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Ich gehe beim Ablauf meiner Stunden sehr individuell auf die Bedürfnisse meiner Schüler*innen ein. Es gibt ein paar Fixpunkte, wie der Start mit einem Einsingen und der Frage, wie das Üben mit dem zuletzt angeschauten Material funktioniert hat, sowie der Schluss mit einer kleinen Zusammenfassung der Stunde. Abgesehen davon sind meiner Erfahrung nach die Bedürfnisse so unterschiedlich, dass ich keinen fixen Ablauf bestimmen könnte.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Beim Unterricht mit Kindern passe ich vor allem meine Kommunikation an. Das Wichtigste ist, sie zu motivieren und in ihnen eine Freude für die Musik und das Singen zu wecken. Ausserdem arbeite ich noch mehr mit Bildern und Gefühlen als sonst und eher weniger mit der effektiven Anatomie der Stimme.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker und warum?
Als ich meinen Bachelorabschluss gemacht habe, konnte ich im Rahmen meines Bachelorprojekts mit einer wunderbaren Band aus guten Freunden zum ersten Mal meine eigenen Songs vor einem Publikum aufführen. Das Gefühl meine Musik zu zeigen und mit guten Freunden zu teilen war unvergesslich.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Das wäre die Samsung Hall (jetzt THE HALL), im Rahmen eines Musicalprojekts.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Wenn ich wünschen könnte, wäre das John Mayer. Einerseits wirkt er wie ein lustiger Typ und dazu ist er ein unglaublicher Songwriter und Gitarrist. Die Vorstellung ein Song zu singen und ihn darin ein Solo spielen zu lassen ist echt ein Traum.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Nur eine?! Das ist schwierig…Aber meine Wahl wäre hier wieder John Mayer. Sein Live-Album «Where The Light Is» begleitet mich schon lange und ich höre es mir sehr regelmässig an.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ich denke gerne gross und sage deswegen das Red Rocks Amphitheater in Denver. Viele meiner musikalischen Held*innen haben dort gespielt und ich kann mir keinen schöneren Ort vorstellen um Musik zu machen!
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Neben der Musik ist meine zweite grosse Leidenschaft Film. Ich habe ein paar Jahre als Videoproduzent gearbeitet und mache das auch immer noch als Hobby. Ausserdem trifft man mich ziemlich oft im Kino. Ansonsten sind mir Familie und Freunde auch unglaublich teuer. Ich bin in einer grossen Familie aufgewachsen und mag es, Leute um mich zu haben mit denen ich lachen kann und die mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.