Kinder zu unterrichten ist anders.
Damit auch Kinder mit der Lehrperson zusammenfinden, die am besten zu ihnen passt, wird neu auf www.instrumentor.ch bei allen Lehrpersonen angezeigt, ob und ab welchem Alter sie Kinder unterrichten. Ausserdem kann über das Suchformular nach dem Alter des Kindes gefiltert werden.
Neue Partnerschaft mit «wow-wow»
Und um dieses Angebot noch sichtbarer zu machen, freuen wir uns, dass wir heute unsere neue Partnerschaft mit dem Verein «wow-wow» bekannt geben können!
Der Verein «wow-wow» betreibt den lokalen Kinderkalender für Kultur- & Freizeitaktivitäten, um das aktuelle Kinder-Kultur- und Freizeitangebot von 0-12+ Jahren für alle zugänglich zu machen. Lehrpersonen, die das möchten, können neu auch dort gefunden werden.
Hier kannst du dir das ganze Angebot von wow-wow ansehen: wow-wow.ch
Interview mit Michael Städler
Michael unterrichtet bei Instrumentor fast ausschliesslich Kinder. Wir haben darum mit ihm über die Eigenheiten des Unterrichtens von jungen Menschen gesprochen.
Du unterrichtest schon länger auch Kinder, wie schaffst dus, die Motivation im Unterricht hoch zu halten?
Bei Kindern versuche ich, die Lektionen spielerisch zu gestalten, manchmal zusätzlich mit perkussiven Instrumenten, je nach Alter. Der Spassfaktor spielt eine grosse Rolle. Schüler*innen die ihre Lieblingsmusik spielen, üben gerne und für mich als Lehrer kann das durchaus auch eine Lehrstunde in aktueller Pop Musik sein!
Was ist der Unterschied zwischen erwachsenen Schüler*innen und Kinder?
Die Kommunikation ist anders. Kinder erzählen häufig aus ihrem Alltag. Bei Erwachsenen kann das natürlich auch der Fall sein. Für die zwischenmenschliche Beziehung sind persönliche Gespräche auch wichtig. Bei Kindern besteht jedoch die Gefahr auf ausufernde Geschichten, die uns vom Spiel ablenken. Ich versuche diese Geschichten über das Spielen in den Unterricht einzubauen, sodass die Kinder die Gitarre mit erzählen lassen.
Wie sieht bei dir eine typische Lektion mit einem Kind aus?
Wie oben erwähnt, kann der Einstieg mit einer Geschichte sein. Das Kind untermalt seine Erzählung mit Gitarrenklängen. Danach mache ich Übungen, um die Finger aufzuwärmen und die Feinmotorik zu trainieren. Im Hauptteil arbeiten wir an einem Stück, das wir nach ein paar Lektionen gemeinsam spielen können. In diesem Prozess arbeite ich viel mit perkussiven Instrumenten oder mit Klopfen auf der Rückseite der Gitarre. Nebst dem Notenlesen ist das Erlernen des Taktgefühls ebenfalls eine Herausforderung. So bringe ich Abwechslung in die Lektion und die Schülerinnen bleiben wach und motiviert. Je nach Alter kann die Konzentration nach etwa 15 Minuten nachlassen. Eine Lektion dauert bei Kindern 30 Minuten. Wenn die Schülerinnen aber voller Stolz ihr Stück vorspielen möchten, ziehe ich das natürlich vor!
Was ist deine erste Frage, die du einer Schüler*in stellst?
Für mich gibt es nicht die eine erste Frage. Je nach Situation ergibt sich das Gespräch. Aber es ist immer gut, nach dem Wohlbefinden zu fragen, da viele, vor allem in der ersten Lektion, noch sehr zurückhaltend sind. Man sollte noch nicht zu viel wollen, behutsam starten und erstmal die Gitarre kennen lernen und klingen lassen, bevor wir zu konkreten Aufgaben kommen. Das lockert die Stimmung! Und du wirst sehen, nach einer gewissen Zeit öffnen sie sich mehr und mehr. Am Schluss der Lektion frage ich, wie es für sie war. In weiteren Lektionen erkundige ich mich nach dem Musikgeschmack, den Lieblingsliedern, und natürlich auch immer wieder, wie es mit dem Üben funktioniert. Es ist wichtig, dass schon früh eine Struktur erkennbar ist.
Inwiefern ist die Beziehung zu den Eltern wichtig?
Wenn wir an der Struktur des Übens anknüpfen, spielen die Elten eine grosse Rolle. Kinder sind schnell abgelenkt, es ist hilfreich, dass die Eltern sie an das regelmässige Spielen erinnern oder gemeinsam üben. Das kann auf das Kind motivierend wirken und die Eltern können die Fortschritte direkt hören. Ich bin gerne in stetigem Austausch, damit ich weiss, was zuhause passiert und Tipps geben kann.
Wie kommunizierst du mit den Eltern?
Das kann unterschiedlich sein, über Mail, Whatsapp, Telefon oder gleich vor Ort. Oftmals bringt ein Elternteil das Kind zum Unterricht und nach der Lektion gibt es Zeit über Lerninhalte, Fortschritte, das Üben oder weitere Dinge zu reden.
Sind die Eltern in der Lektion anwesend?
Am Anfang ja, da es den meisten Kindern wohler ist und die Eltern gleich sehen, wie ich unterrichte. Danach ist es aber wichtig, dass wir zu zweit sind. Für die jungen Schüler*innen ist es toll, ihr eigenes «Ding» zu haben und für die Eltern gibt es in unserem Atelier die Möglichkeit im Gemeinschaftsraum zu arbeiten oder lesen.
Du unterrichtest vor allem Gitarre, was ist, wenn du merkst, dass das Kind lieber ein anderes Instrument spielen möchte?
Das habe ich tatsächlich schon erlebt. Eine junge Schülerin wollte zum Klavierunterricht wechseln. Mit der Zeit merkte ich, dass die Lust am Gitarrenspiel schwand, indem sie immer weniger übte und die Lektionen für uns beide schleppend wurden. Ich habe versucht, möglichst auf sie einzugehen. Das hat einige Male geklappt, bis ich sie in einer Lektion fragte, ob sie denn noch weitermachen möchte. Da gab sie mir die Antwort, sie wolle lieber Klavier lernen, jedoch habe sie ihren Eltern noch nichts davon erzählt. Da ihre Mutter hinter der Tür sass, schlug ich vor, dass wir das gleich zu dritt besprechen. Ein Instrument zu erlernen benötigt Zeit, Disziplin, aber auch Freude. Falls diese mal kurzfristig schwindet, lohnt es sich auf die Zähne zu beissen. Meistens kommt sie wieder. Falls sie langfristig nicht mehr entfacht, sollte das Gespräch zwischen Lehrperson, Eltern und Schüler*innen gesucht werden.
Wie begleitest du die Schülerinnen? Machst du das überhaupt?
Entweder spiele ich die gleichen Noten mit, begleite sie mit Akkorden, einer zweiten Stimme oder klopfe den Takt. Beim E-Gitarren Unterricht lasse ich oft ein Drum Loop oder einen Backing Track mitlaufen, sodass es mehr nach Band klingt. Je nach Schülerin ist das aber individuell, es gibt auch welche, die lieber alleine vorspielen.
Hast du ein Lehrmittel?
Mit jungen Kindern arbeite ich mit der Gitarrenfibel von Heinz Teuchert. Diese bringt die Grundlagen des Gitarrenspiels mit sich. Bei Jugendlichen und Erwachsenen verwende ich diverse Bücher, aber auch Material aus dem Internet. Je älter, desto konkreter werden die Vorstellungen der Schüler*innen. Da kann ein Lehrbuch zu einseitig werden.
Gehst du auf den Musikgeschmack der Kinder ein?
Auf jeden Fall! Ich finde es wichtig, dass meine Schüler*innen Gehörtes spielen dürfen. In vielen Fällen war der Musikgeschmack in Form eines Videos oder eines vorgeschlagenen Spotify-Songs, der Wunsch Gitarre zu lernen. Kinder sind heute gut vernetzt und hören viel Musik. Also warum nicht gleich da einlenken. So gibt es eine Mischung aus meinem Repertoire, der Lehrbücher und der Vorliebe der Schülerinnen.
Haben sie überhaupt schon einen Musikgeschmack?
Das variiert je nach Alter und Charakter. Die einen möchten von mir mit Stücken berieselt werden, andere haben schon klare Vorstellungen und ihren eigenen Geschmack. In Zeiten von Spotify und Youtube ist diese Generation schon früh mit Musik in ihrer Vielfältigkeit konfrontiert. Da kann schon einmal eine fünfjährige kommen mit dem Wunsch, sie wolle Gitarre spielen, wie Gabriela von Rodrigo y Gabriela. Da habe ich gestaunt!
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