Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Meine erste Klavierlehrerin Ursula Blaesi aus Luzern. Neben meinen Eltern war sie es, der ich die Liebe zur Musik zu verdanken habe. Sie liess mich schon sehr früh mit anderen Kindern Kammermusik spielen. Dieses gemeinsame Musizieren gehört bis heute zu den schönsten musikalischen Erlebnissen und war sicher einer der Gründe, warum ich mich für einen Weg als Musikerin entschieden habe.
Maria Callas. Sie ist für mich seit meiner Kindheit und bis heute eine der grössten Operninterpretinnen aller Zeiten. Weil es ihr nie ausschliesslich um die Stimme, um den reinen «Schöngesang» ging, sondern immer auch um den Ausdruck, die Gestaltung einer Phrase, um die Interpretation einer Rolle. Neben einem Höchstmass an Musikalität und Virtuosität verfügte sie über eine unglaubliche Palette an Klangfarben und verhalf damit jeder ihrer Figuren zu Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit. Ich hätte sie so gerne einmal auf der Bühne erleben wollen.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Ich kann nicht versprechen, dass ich dir etwas besser beibringen kann als meine Kolleg*innen, denn ein Erfolg hängt immer von beiden Seiten ab und davon, ob wir eine gemeinsame Sprache finden. Ich unterrichte nicht nach einer bestimmten Methode, sondern eher unkonventionell und gehe individuell auf dich und deine Möglichkeiten ein. Das Ziel soll sein, gemeinsam mit dir herauszufinden, welcher Weg für dich der richtige ist, welches Repertoire für dich passend ist, wie du dich verbessern und wie du auch selbständig arbeiten kannst.
Als Klavierlehrerin und besonders beim Unterrichten von Kindern steht für mich die Freude am Instrument und an der Musik an erster Stelle. Dazu gehört auch die gemeinsame Auswahl von Stücken, die den*die Lernende*n ansprechen und motivieren und die nicht zwingend klassisch sein müssen.
Als Gesanglehrerin oder Coach kann ich dir nach meiner 30-jährigen Bühnenkarriere viel an Erfahrungen weitergeben. Ich kann dir eine Technik vermitteln, die dir ein sicheres und verlässliches Werkzeug sein wird, ich kann dich als Coach auf Deinen Weg als Sänger*in vorbereiten, dich in Repertoirefragen beraten, und ich kann dich begleiten und unterstützen, wenn du deine ersten Schritte auf der Bühne machst. Mit bereits im Beruf stehende Opernsänger*innen arbeite ich auch sehr gerne an ganzen Rollen (unter Einbeziehung eines Korrepetitors)
Wie hast du singen gelernt?
Ich singe so lange ich denken kann. Bereits im Alter von 6 Jahren gab ich mein Debüt mit der Arie der Königin der Nacht aus Mozarts «Zauberflöte»…in einem Kostüm als Affe. Mein Vater hatte damals am Landestheater Detmold den Papageno gesungen und ich durfte in dieser Inszenierung ein Äffchen spielen, das Papageno ein Glas Wein bringt. Ich konnte bald die ganze Oper auswendig und sang die ganze Zeit. Eines Abends in der Pause der Vorstellung fragte mich der Dirigent, ob ich ihm einmal die Arie der Königin vorsingen möchte, so richtig auf der Bühne. Ich sang. «Ein Wunder!» rief der Dirigent völlig ausser sich und das ganze Ensemble applaudierte. Später habe ich oft in der «Zauberflöte» mitgewirkt, erst als Papagena dann als Pamina, aber nie wieder als Königin der Nacht.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich habe einen alten Stutzflügel der Marke Feurich mit einem ganz wunderbaren Klang
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Überhaupt keine. Ich habe nie viel oder gern geübt. Ich muss einfach inspiriert sein von der Musik oder einem Stück, das ist das einzige, was mich zum Üben bringt und dann geht es wie von selber…Ich kenne aber natürlich viele Techniken, die beim Üben helfen können.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Jede Stimme ist einzigartig. Sie ist das persönlichste aller Instrumente, unmittelbar mit unserem Körper und unserer Seele verbunden. Sie ist stark abhängig von unserem allgemeinen Befinden und dadurch sehr verletzlich.
Was mich vielleicht von vielen anderen Sänger*innen unterscheidet, ist, dass ich nie auf der Suche nach dem perfekten Schönklang war. Das hätte mich gelangweilt. Mich hat immer interessiert, mit meiner Stimme an Grenzen zu gehen, bis zum Schrei, natürlich ohne dabei der Stimme Schaden zuzufügen. Der Text hat für mich immer Priorität und meine Stimme dient als Werkzeug dazu, diesen gut rüberzubringen, etwas auszudrücken, eine Stimmung oder Emotionen zu erzeugen, einen Inhalt zu vermitteln oder einer Figur einen Charakter zu geben.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Ich gestalte meinen Unterricht sehr individuell und passe ihn den Möglichkeiten des Lernenden an. Besonders beim Gesangsunterricht schaue ich mir immer den gesamten Menschen an, seine Körperhaltung, wenn er singt, aber auch, wenn er ganz normal spricht. Ein gutes Körperbewusstsein und die richtige Atemtechnik sind die Basis für eine gesunde und natürliche Gesangstechnik. Weiter scheint es mir wichtig, unser Instrument, bzw. die Stimmbänder auch physiologisch zu kennen und zu verstehen, wie diese Muskeln funktionieren. Besonders bei Sängerinnen ist es mir wichtig, über den Zusammenhang von Hormonzyklus und Stimmbändern zu sprechen und meine Erfahrungen diesbezüglich weiterzugeben.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Klavier:
• Je nach Level Aufwärmen, Einspiel-Übungen, Tonleitern, später Etüden
• Vorbereitete Stücke arbeiten, weiteres Vorgehen, Zielsetzung besprechen
• Neue Stücke aussuchen (wobei ich die Schüler*innen meistens aus einer grösseren Auswahl ihre Stücke selbst wählen lasse), ev. erstes gemeinsames Lesen, Fingersätze eintragen etc.
• Manchmal ist auch etwas Musiktheorie gefragt, Rhythmus klatschen etc.
• Falls genügend Zeit zum Schluss gemeinsames Musizieren, vierhändig oder mit Gesang
Gesang:
• Beginn mit Atemübungen, den Körper «freimachen»
• Sprechen über die Erfahrungen mit der Stimme seit dem letzten Unterricht. Was fällt schwer, was leicht? Hat sich etwas verändert?
• Einsingen mit Vokalisen
• Vaccai - Methode Pratico und/oder Arie Antiche
• Vorbereitetes Repertoire arbeiten
• Neues Repertoire gemeinsam anschauen, ev. anhören, Text durchsprechen
Wie gehst du bei Kindern vor?
Nicht wesentlich anders als bei Erwachsenen, nur dass der Unterricht bei Kindern «spielerischer» ist, auch mit Impro (Geschichten erzählen auf dem Klavier) und Singen.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Ich hatte unglaublich viele tolle Erlebnisse und Begegnungen mit grossartigen Menschen wie meinen Lehrer*innen Sean Jurinac und Astrid Varnay, mit Yehudi Menuhin oder Vladimir Ashkenazy. Aber eine Anekdote fällt mir ein, wenn ich an Istanbul denke. Ich war eingeladen, als Gast die Konstanze in Mozarts «Entführung aus dem Serail» bei einem Opernfestival in einem ausschliesslich türkischen Sängerensemble vor dem Topkapi Palast unter freiem Himmel zu singen. Nicht nur, dass mein Bassa Selim, ein türkischer TV-Star, mich in den Dialogen Türkisch ansprach, während ich ihm Deutsch antwortete…Bei der Generalprobe erklangen während des Vorspiels zu meiner Martern-Arie auf einmal die Gebete der Muezzine. Sofort wurde unterbrochen und eine Sitzung einberufen, um zu planen, wie man die Pausen so legen kann, dass unsere Aufführung das Gebet der Muezzine nicht stören würde. Bei der Premiere klappte das dann auch und die Muezzine sangen während unserer Pause.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Die Opernhäuser, in denen ich singe, fassen zwischen 500 bis 2000 Leute, auf einer Japan-Tournee sang ich in Hallen mit bis zu 4000.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Mit meiner Tochter, der Sängerin und Songwriterin Anna Murphy…weil uns sehr viel verbindet, auch in der Musik.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Beethoven 5.Klavierkonzert mit Vladimir Ashkenazy (Leitung und Klavier) wegen des Adagios. Das letzte Stück, das ich vor meinem Tod noch einmal hören möchte.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ich liebe alle kleinen, intimen Bühnen, Clubs, Bars…Entscheidend ist aber immer das Publikum.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meine Tochter, mein Mann und ein paar andere Menschen, Bücher, unberührte Natur und mindestens einmal im Jahr das Meer sehen