Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Mein letzter Lehrer an der Jazzschule: Lester Menezes. Er ist ein fantastischer Musiker und ein grandioser Pädagoge. Er forderte viel von mir. Platz, um mich hinter meinen Schwächen zu verstecken, liess er mir nicht. Als ich eine Krise durchmachte, verlangte er von mir die Entscheidung, jetzt mit Vollgas weiterzumachen oder die Jazzschule jetzt abzubrechen. Ich hab mich glücklicherweise für’s Vollgas entschieden.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Realistisch betrachtet, glaube ich nicht, dass es so was gibt. Auf der ganzen Welt gibt es immer jemanden, der etwas noch besser macht als du. Was mir ganz gut liegt, ist dir klarzumachen, dass es keine Fehler gibt, sondern ungewollt erklingende Harmonien lediglich unterbewusste Wegweiser in eine musikalische Zukunft sind, in welcher du die Harmonien gezielt einsetzen können wirst.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Es gibt ein Foto von klein Jan-Andrea, gerade mal eben das halbwegs stabile Stehen auf zwei Beinen erlernt. Mit äusserster Hingabe recke ich mich, eine Hand am Klavierstuhl für’s Gleichgewicht, auf Zehenspitzen, um mit dem Zeigefinger der anderen Hand eine Taste des grossen schwarzen Instruments zu drücken.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich habe einen Steinway-S-Flügel. Ganz gerne mag ich auch die C2 und C3 von Yamaha. Die sind etwas spitzer im Klang und haben einen mittelschweren Anschlag, der mich durch seine Griffigkeit begeistert.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Die Geduld. Üben trägt nur bedingt Früchte von heute auf morgen. Geduld ist notwendig, um ohne kurzfristig Quantensprünge zu erwarten, dran zu bleiben und dem roten Faden zu folgen. Der Fortschritt und der Erfolg muss sich einstellen, wenn man mit ganzem Herzen und Geduld übt und dranbleibt.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Ganz wichtig für einen Flügel: Satte, fette Bässe.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Ich entwickle Unterrichtsmethoden während des Unterrichtens. Jede Stunde ist ein neues Universum. Was letzte Lektion funktionierte, muss in dieser keine Gültigkeit mehr haben. Ich gehe kreativ und intuitiv vor, um die gerade notwendige Methode / Übung zu finden. Oft geht das auch im Dialog mit dem Schüler, beide sind verantwortlich für das gute Gelingen von Unterricht. Die Lehrperson lernt nicht weniger vom Schüler als umgekehrt.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Ich achte mich darauf, jede Stunde mehrere Themenbereiche abzudecken: Songs spielen, Harmonielehre, Gehörbildung, Improvisation oder Technik. Wenn nötig begleite ich den Schüler auf dem Flügel, am Schlagzeug oder singend.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Zuerst mal ganz viel ohne Noten spielen! Die Vorstellung, Musik = Notenlesen ist (leider) bereits in so manche Kinderwelt vorgedrungen. Bei Kindern ist mir wichtig, deren unglaubliche Kreativität und Unvoreingenommenheit zu nutzen. So wird auch der Unterricht mit einem vermeintlich öden Klavierschulklassiker wie dem Aaron zum Spass. Ich lasse mir von Kindern gerne neue Sichtweisen vermitteln. Erstaunlich früh nehmen Kinder stereotype Verhaltensweisen aus der Erwachsenenwelt an. Mit ein wenig pickeln lässt sich diese dünne „Kruste“ jedoch leicht abbröckeln und die wahre Kreativität kommt zum Vorschein.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker*in?
Wenn die eigenen Kompositionen und Arrangements das erste Mal zum klingen kommen, ist immer ein sehr spezieller Moment, der mich oft über Tage hinweg beglückt.
Welches war die grösste Bühne auf der du gespielt hast?
2019 konnte ich mit Wolfgang Puschnig und meinem Projekt Postharmonic Orchestra im wiener Jazzclub Porgy & Bess auftreten. Der Club mit den roten Sesseln und der schönen Galerie war voll.
Mit welchem Musiker würdest du gerne einmal spielen?
International: Mit dem Saxofonisten Chris Potter. Er ist einer der kreativsten gegenwärtigen Stimmen. Von den Schweizer Musikern würde ich gerne mal mit dem Schlagzeuger Norbert Pfammatter spielen. In seinem Spiel hört man die Urgewalt der walliser Berge.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Steve Coleman & Five Elements: Def Trance Beat (Modalities of Rhythm). Da hab ich treibenden Drum-Percussion-Power gepaart mit sonoren Tenorsaxklängen. Die Doppelsaxbesetzung (Alt und Tenor) gefällt mir ausserordentlich. Des Weiteren ist mit Andy Milne für mich einer der originellsten Pianisten auf der Platte zu hören.
In welchem Club würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Mein absoluter Favorit ist das Porgy & Bess in Wien. Da konnte ich im 2019 mit dem Postharmonic Orchestra auftreten. Sehr gerne würde ich im Moods in Zürich spielen. Das ist einer der Königsklubs in der Schweiz. Wenn wir schon beim Wünschen sind, auch gerne im New Yorker Village Vanguard.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meditation, Yoga, meine Schwester. Für Meditation und Yoga gehe ich jeweils in einen Ashram in Kerala, Südindien. Dort übe ich mich auch im Bhajan-Singen (hingebungsvolle Gesänge) und dem Harmoniumspiel. Meine Schwester teilt mit mir mein Leben, seit ich mich erinnern kann. So eine vertraute, verbündete Person zu haben, ist sehr schön.