Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Benjamin Weidekamp, ein langjähriger Freund und Mentor. Er leitete das Jugendjazzorchester der Schweiz in dem ich einige Jahre gespielt habe, und die Zusammenarbeit mit ihm sowie sein Spiel war für mich definitiv lebensverändernd und ein Grund, warum ich Musiker geworden bin. Das hat mir einfach die Augen geöffnet was in der Musik alles möglich ist.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Zuhören. Und tatsächlich alles spielen können was du hörst.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Ich hab mal mit 12 in der Schule Gitarrenunterricht genommen, davor habe ich manchmal auf dem Bass meiner Tante rumgespielt und mir gefiel das irgendwie. Die Lehrerin war dann aber so schlimm, dass ich mir geschworen habe, nie wieder eine Gitarre in die Hand zu nehmen, und nach ein paar Lektionen bin ich dort nicht mehr aufgetaucht. Mit 18 habe ich mir dann eine Telecaster gekauft und mir mit YouTube Videos und dem Nachspielen von meinen Lieblingsstücken die Basics raufgezogen. Seitdem ist das für mich so ein Selbstläufer, und die Gitarre ist mehr und mehr zu einer zweiten Stimme geworden, mit der ich meine Gefühle ausdrücken kann. Dass das mein Beruf wird hätte ich mit 12 aber sicherlich nicht gedacht.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Da gibt es verschiedene Wege. Je nach dem, für welches Projekt ich schreibe, kommen ganz unterschiedliche Mittel zum Einsatz, vom strikten Setzen von Noten nach seriellen Verfahren bis hin zu einfach mit der Gitarre zu improvisieren und das, was mir gefällt, rauszuschreiben. Im Grunde suche ich beim Komponieren immer nach einer Musik, die ich noch nicht kenne. In letzter Zeit arbeite ich sehr oft mit Sampling, da ich die Idee von der Neuverwertung eines musikalischen Moments super inspirierend finde – ein Sample kann leicht gepitched plötzlich eine völlig andere Aussage haben. Solche Feinheiten faszinieren mich im Forschungsprozess.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich spiele hauptsächlich auf einer Heritage 535, einfach weil die so gut gebaut sind und Klasse klingen. Für lautere Gigs nehme ich meine Les Paul Jr Kopie, die hat ein japanischer Luthier gebaut und ist wahrscheinlich das beste Instrument, auf dem ich je spielen durfte. Ausserdem benutze ich ausschliesslich Saiten von Thomastik.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Ich bin ein sehr organisierter Mensch. Wenn es irgendwo lose Enden oder Unordnung gibt, fühle ich mich angespannt. Das führt dazu, dass ich so ziemlich alles in meinem Leben (manchmal zwanghaft) planen und ordnen muss, um mich wohl zu fühlen. Dieser Drang nach Struktur hat mir, als ich so richtig mit dem Üben angefangen habe, sehr geholfen, um diesen riesigen Berg an Material erklimmen zu können. Gerade, wenn man autodidaktisch lernt, kann die Masse an Dingen, die man lernen will, sehr überfordernd sein.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Ich glaube, hätten meine Gitarren einen Charakter, dann wären sie extrem geduldig.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
An erster Stelle steht bei mir, dass sich alle wohl fühlen. Respekt und Kommunikation sind das wichtigste für mich im Leben. Ich würde niemals eine*n Schüler*in blöd anmachen, wenn die Person zum Beispiel nicht zum Üben gekommen ist, oder einen falschen Ton spielt. Am Ende geht es darum, Freude beim Musik machen zu haben, was meiner Meinung nach in einem respektlosen Umfeld überhaupt nicht möglich ist.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Wir schauen uns zuerst an, was du gerne lernen möchtest. Mein Lehrer sagt immer, dass viele Wege nach Rom führen. Deshalb versuche ich immer offen zu sein für verschiedene Methoden, und wenn ein Weg nicht klappt, probieren wir den nächsten. Ehrlicherweise muss man sagen, dass ein grosser Teil des Erlernen eines Instruments anfangs wahnsinnig unmusikalisch scheinen kann. Deshalb finde ich es wichtig, das ganze Shedden stets mit einer spielerischen Anwendung davon zu garnieren.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker?
Mein Orchester war 2025 auf einer Tour durch Deutschland und Skandinavien. Diese Wochen waren einige der schönsten meines Lebens, ich habe so viele interessante Leute treffen dürfen, und die Musik war jeden Abend heiss.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Die für mich grösste Bühne war die Jazzwerkstatt Peitz, ein sehr traditionsreiches Festival in Brandenburg. Ausserdem bin ich einmal mit dem Schweizer Jugendjazzorchester im Bundeshaus vor dem Parlament aufgetreten, was definitiv ein anderes Kaliber war als gewohnt.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Mary Halvorson, einfach weil sie meine Lieblingsgitarristin ist und sehr nett und down to earth wirkt.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Stravinsky’s Le Sacre du Printemps, dirigiert von Pierre Boulez. Das ist für mich einfach eine der besten Aufnahmen aller Zeiten und die Sacre ist halt so ein Werk, bei dem ich nach tausendmal Hören immer noch neue Dinge entdecke.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ein kleiner Traum von mir wäre es mal im Donau115 zu spielen. Das ist ein Club in Berlin in dem eigentlich alle meiner Vorbilder regelmässig auftreten.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Ich koche und esse sehr gerne, und das am liebsten mit meinen Freund*innen oder meiner Familie. Daneben mache ich gerne Yoga oder treffe mich zum Fussballspielen.