Welche(r) MusikerIn hat dich am meisten beeinflusst?
Mich beeinflussen laufend sehr unterschiedliche Musiker*innen. Man entwickelt sich ja selber immer weiter und orientiert sich neu. Oft sind Menschen ohne musikalischen Hintergrund sowie gesellschaftliche Gegebenheiten ein Katalysator für mein künstlerisches Schaffen.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Ich denke, dass Lernen sehr individuell verläuft und es nicht die perfekte Lehrperson gibt. Wichtig ist, dass es menschlich passt, der Unterricht Spass macht und die Lehrmethode Erfolge erzielt. Ich versuche dich dort abzuholen, wo du gerade stehst und deinen Bedürfnissen und Wünschen nachzukommen. Wenn ich dir nichts (mehr) zeigen kann, schicke ich dich weiter. Man lernt sowieso am meisten durch verschiedene Inputs.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst?
Meine Songs entspringen meist einer Idee, die ich zu einem früheren Zeitpunkt - gerne auch auf der Toilette im Ausgang - als Sprachmemo aufgenommen habe. Dies kann ein Text- oder Melodiefragment sein, aber auch eine Basslinie oder ein Beat. In einer ruhigeren Minute widme ich mich den noch fehlenden Teilen und mache ein Demo. Nach der ersten Umsetzung in der Band bin ich meistens nicht zufrieden und schreibe Sachen nochmals um, oder widme mich Details, was dann endlos und ineffizient wird haha... Ich arbeite an meinem Perfektionismus ;-)
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Mit zehn Jahren sah ich einen Videoclip auf «Viva» und fragte nach «diesem Instrument». Mein Papa erklärte mir, dass dies eine Bassgitarre sei. Diesen «Bass» hatte er sogar irgendwo zuhause und ich durfte probezupfen. Eine Liebesgeschichte begann, mit all ihren Hochs und Tiefs. Mit elf begann ich Bassunterricht zu nehmen und hatte meine erste Frauenband mit meiner jüngeren Schwester am Schlagzeug.
Auf welchem Equipment spielst du heute und warum?
Je nach Projekt und Style unterschiedlich. Bei Bässen bin ich sehr picky und seit Jahren auf der Suche, auch aus ergonomischen Gründen: Standard (Longscale) E-Bässe sind mir oft zu gross und schwer (ich bin 1.65). Die lange Suche hat viel Wissen, interessante Bekanntschaften und gute Ideen mit sich gebracht, was ich gerne weitergebe. Live spiele ich hauptsächlich meinen silbernen Jerry Jones Longhorn Bass. Dieser bringt nur 2.6 kg auf die Waage, ist Shortscale und klingt richtig toll.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen und warum?
Spass, Wohlbefinden, Neugier und Ehrgeiz waren wichtige Erfolgsfaktoren. Daraus schöpfe ich die Motivation, langfristig und abwechslungsreich mein Instrument auszuüben. Für ein effizientes Vorgehen helfen mir mein strukturiertes Vorgehen und meine Ungeduld ;)
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Ich finde den Bass ein sehr soziales Instrument, es funktioniert vor allem in der Gruppe und unterstützt auf allen Seiten: Den Beat, die Harmonien und die Melodien, und damit alle deine Mitmusiker*innen (welche es aber meistens nicht direkt merken, womit du klarkommen musst). Ausserdem ist das Erlernen des Bassspiels sehr dankbar und motivierend: Schon nach der ersten Basslektion, kannst du den ersten Song begleiten.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Ich versuche bestmöglich auf meine Schüler*innen einzugehen und sie entsprechend ihrem Niveau und ihren Wünschen optimal zu unterstützen. Wichtig ist mir, dass mein Unterricht abwechslungsreich und effektiv ist, Freude bereitet und viel gespielt und angewendet wird. Ich versuche in meinem Vorgehen möglichst transparent zu sein, die Schüler*innen auf verschiedenen Ebenen einzubeziehen und Raum für Feedbacks, Evaluationen und Anregungen zu schaffen. Ausserdem ist es mir wichtig, nicht nur isoliert das Bassspiel, sondern auch den musikalischen Kontext einzubeziehen, also eine musikalische Grundbasis zu vermittelt.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Sehr individuell, abgestimmt auf das Bedürfnis, Lerntyp, Inhalt, übergeordnetes Thema. Manchmal ist es wichtig, eine Lektion lang nur zu «jammen» oder genau umgekehrt einen Song/ein Thema sehr ausführlich und genau anzuschauen. Ich finde es wichtig, offen und spontan zu bleiben, jederzeit auf Anliegen, Stimmungen und aufgetauchte Fragen eingehen zu können. Gleichzeitig verfolge ich stets einen übergeordneten Plan, der die Richtung vorgibt und dem Unterricht die notwendige Struktur gibt.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Die Unterrichtsdauer ist kürzer (30 min). Spiel und Spass steht im Vordergrund.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin und warum?
Es gibt so viele tolle Erlebnisse als Musikerin. Etwas vom Schönsten finde ich, wenn die Musik die ich spiele andere berührt, bewegt und zusammenbringt. Eine sehr schöne Erinnerung, die mir diesbezüglich geblieben ist, entspringt einer Strassenmusik-Reise durch Italien: An einem Abend in Bologna begannen wir auf einer menschenleeren Strasse zu spielen, und am Ende des Sets war die ganze Strasse belebt: Menschen fanden zusammen, tranken, jubelten, tanzten und lachten miteinander – der Moment war magisch, die Energie unglaublich!
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Gute Frage… Gross waren das Taubertal Festival (DE), Argovia Fäscht (CH), Badenfahrtn (CH), Clumbiahalle Berlin.
Mit welche(r)m MusikerIn würdest du gerne einmal spielen?
Das wechselt andauernd.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Eels, aber welche? Daisies of the Galaxy?
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Kann ich nicht sagen. Ich finde Bühnen sekundär bedeutsam. Wichtig ist mir vor allem die Stimmung: innerhalb der Band, im Publikum und meine eigene. Und der Bühnensound bzw. die Raumakustik (da bin ich picky) ;)
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Zeit und Austausch mit guten Menschen, Natur, Bewegung, Veranstaltungen, soziales Engagement und der Blick in die Welt. Immer mehr auch die Zeit mit mir und freie Zeit als solches (im Musikbusiness leider hart umkämpft).