Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Als Kind war Anne-Sophie Mutter mein grosses Idol. Wie sie, spielte ich damals Geige. Besonders ihre Interpretation von Bachs a-moll Violin-Konzert hatte es mir angetan. Im Primarschulalter verkroch ich mich in mein Zimmer, um Mozarts Symphonien auf dem Kassettenrekorder (!) zu lauschen. Diese hatten mich richtiggehend verzaubert. Später gefiel mir Züri West oder Michael von der Heide. Besonders live faszinierte mich deren Bühnenshow und ihr Spiel mit dem Publikum. Heute verehre ich Diana Damrau oder Natalie Dessay. Beeindruckend finde ich den Reichtum an Farben und Klängen, welche beide Sängerinnen mühelos produzieren können.
Was kannst du mir gesanglich besser beibringen als alle anderen LehrerInnen?
Besonderen Wert lege ich auf ein gutes Unterrichtsklima. Der Schüler / Die Schülerin soll sich wohl fühlen. Für Hemmungen und Unsicherheiten habe ich grosses Verständnis. Gerne helfe ich, diese zu überwinden, um musikalische Höhenflüge eben möglich zu machen. Nur wer sich traut, einen Ton zu produzieren, der nicht optimal klingt, kann ihn als solchen erkennen und legt damit ein Fundament, später die mühelosen und berauschenden eben zu erfahren, abzuspeichern, und bei Bedarf wie gewünscht zu singen. Natürlich gehört dazu eine gute Körperarbeit und Technik, an der ich mit dem Schüler / der Schülerin Schritt für Schritt und nach seinem / ihrem Stand arbeite. Immer wieder ist es für mich ein Wunder, wenn dann Stimmen plötzlich farbiger werden und Raum, Glanz und Körper bekommen, und dem Sänger / der Sängerin ein Glücksgefühl bescheren.
Wie hast du singen gelernt?
Am Lehrerseminar in Kreuzlingen bekam ich meine ersten Gesangsstunden. Schon vorher hatte ich in Jugendchören gesungen, und ich wollte das Singen unbedingt richtig lernen. Da ich wusste, dass man am Lehrerseminar Gesangsunterricht belegen konnte, war das für mich die Hauptmotivation, überhaupt diese Schule zu absolvieren.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Mit meinen unersetzbaren zwei Stimmbändern, die bei guter Stimmpflege hoffentlich noch ganz lange ihren Dienst tun werden.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Dass man bei aller Disziplin, Fleiss und Ehrgeiz auch einmal etwas sein lassen darf. Manchmal hilft eine Pause, dass sich Probleme lösen. Oder man versucht einen anderen Zugang zu finden. Ausserdem ist es wichtig, dass sich eine Stimme zwischendurch erholen kann. Nur monotones rauf und runter singen hilft selten. Genervt eine schwierige Stelle x-mal zu wiederholen, bringt bestimmt keinen Erfolg. Üben verlangt Köpfchen!
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Ich verfüge über eine leichte und mühelose Höhe. Das wurde mir so in die Wiege gelegt. Das heisst aber nicht, dass ich nicht doch am Klang gearbeitet habe und das auch immer noch tue.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Mir sind die Wünsche und Bedürfnisse meiner SchülerInnen wichtig. Hat ein Schüler / eine Schülerin beispielsweise bei der letzten Chorprobe ein Problem mit einer Stelle, so schaue ich das sehr gerne spontan mit ihm / ihr in meinem Unterricht an. Mir ist es wichtig, dass der Schüler / die Schülerin nach dem Unterricht mit Freude mein Studio verlässt. Er / sie soll etwas mitnehmen und darf jederzeit sagen, wenn er / sie sich etwas anderes wünscht, als das, was ich gerade mit vorhabe.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Als erstes schaue ich immer, wo der Schüler / die Schülerin gerade steht. Wie geht es ihm / ihr (müde, erkältet, gestresst...). Dann will ich wissen, ob beim Üben Probleme aufgetreten sind. Danach wird ein eingesungen. Dabei geht es neben dem Aufwärmen auch um die korrekte, technische Ausübung der Übungen. Anschliessend wird an Literatur gearbeitet. Nun versuchen wir neben der musikalischen Arbeit auch technisch umzusetzen, was beim Einsingen Thema war.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Ehrlich gesagt, habe ich nur wenig Erfahrung mit Kinderstimmbildung. Hier steht aber sicher der spielerische Ansatz im Vordergrund.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Vielleicht als wir mit dem Trio nach Berlin eingeladen wurden, um auf dem neuen Bahnhof zu spielen. Da flogen wir am gleichen Tag hin und zurück, spielten also in diesem riesigen, architektonisch beeindruckenden Gebäude, und das bei Minustemperaturen, in unseren obligaten kurzen Kleidern und den Highheels. Es war so kalt, dass ich richtig froh war, mich zur Musik bewegen zu dürfen. Ob es das tollste Erlebnis war, weiss ich jetzt nicht, aber sicher ein unvergessliches.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Das Kongresshaus Zürich, Stadttheater Winterthur oder Auftritte beim Schweizer Fernsehen (vielleicht nicht die grösste Bühne, aber sicher am meisten Zuschauer)
Mit welchem(r) MusikerIn würdest du gerne einmal spielen?
Mit dem Tenor Jonas Kaufmann. An ihm gefällt mir einfach alles!
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Eine von Nina Simone.
Ihre Musik entspannt mich und versprüht Leidenschaft und Melancholie. Dazu kann ich herrlich träumen. Und auf einer Insel soll man ja träumen, nicht wahr?
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Aktuell spiele ich sehr gerne auf der Bühne am Theater in Arth. Da bin ich seit Jahren im Ensemble und fühle mich da schon heimisch. Liebend gerne würde ich am Stadttheater in St. Gallen einmal singen. Da sah ich im Alter von 9 Jahren meine erste Oper, und ab diesem Zeitpunkt war ich in den klassischen Gesang verliebt. Während meiner Zeit am Lehrerseminar besuchte ich dieses Theater Backstage, und durfte auch auf die Bühne. Zum ersten mal stand ich also auf den Brettern, die die Welt bedeuten und bin dabei vor lauter Ehrfurcht fast gestorben: So eine grosse Bühne und so viele Zuschauerplätze in diesem grossen Raum, wie soll es da möglich sein, ohne Verstärkung zu singen? Ganz genau das würde ich heute gerne tun.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meine Tochter und meine Familie, meine Freunde, gutes Essen und interessante Gespräche, der Aufenthalt in der Natur und reisen