Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Das war in jungen Jahren definitiv Freddie Mercury. Er hat mich schon als Kind unglaublich fasziniert, als Sänger wie auch als Performer. Seine Stimme hatte er völlig unter Kontrolle und wusste immer genau, wann er sie wie einsetzten musste. Es faszinierte mich die einzigartige Klangfarbe in seiner Stimme und die damit verbundene Vielfalt. Ausserdem bin ich ein grosser Fan seines Songwritings. Er hat es zusammen mit Queen geschafft, eine wunderbare Eigenständigkeit in die Popmusik zu bringen, die sonst (leider) oft immer sehr ähnlich und vorhersehbar klingt. Sie haben wahrhaftige Hits kreiert und mit viel Herz gespielt. Daher ist Freddie Mercury ein grosses Vorbild für mich.
Was kannst du mir gesanglich besser beibringen als alle anderen LehrerInnen?
Ich habe schon sehr früh mit dem Gesang angefangen. Vor allem im Bereich Musical habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer ganz einfach ist, die Stimme in Bestform zu halten, da sie ohne Technik oft nach drei bis vier Songs heiser war. Das wollte ich ändern, ohne dabei an der Klangfarbe meiner Stimme etwas verändern zu müssen, also begab ich mich auf die lange Reise auf der Suche nach der richtigen Technik. Mittlerweile habe ich gelernt meine Stimme so einzusetzen, dass sie lange gesund bleibt. Die Stimme ist unser einziges Instrument, da können wir nicht mal eben schnell die Saiten wechseln ;) Wenn du also Lust hast deine Stimme in ihrer Farbe aufblühen zu lassen, aber nicht gleich heiser zu werden, helfe ich dir gerne weiter! Mir ist es sehr wichtig, der Stimme ihren Platz zu lassen und nichts aufzudrücken was der natürlichen Stimmfarbe in den Weg kommen könnte. Jede Stimme ist einzigartig und soll auch so gefördert werden.
Wie hast du singen gelernt?
Als ich sechs Jahre alt war wurde ich in den klassischen Chor geschickt, das hat mir aber eigentlich überhaupt nicht gefallen. So kam es, dass ich an den Kozerten oft nur den „Fisch“ (Mund auf und zu, aber ohne Ton) gemacht habe um nicht singen zu müssen, was mir überhaupt nicht zugesagt hat. Das änderte sich aber zum Glück plötzlich, als ich mit Zehn Jahren das Playstation Spiel „Singstar“ entdeckt habe. Da habe ich gemerkt, dass Gesang ja auch wirklich leben darf und Spass macht. Seit diesem Moment hat es mich gepackt, und ich wollte nie wieder mit der Musik aufhören.
Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst?
Oft gibt es Irgendetwas, dass aus einem raus möchte. Ein Gefühl, etwas worüber man bewusst oder unbewusst nachdenkt. Dieses Gefühl macht sich bei mir meistens in Form einer Melodie oder eines Textes bemerkbar. Melodien halte ich auf meinem Telefon in Form von Sprachaufnahmen fest. Text Ideen kommen alle in mein kleines Notizbuch, welches immer und überall dabei ist. Es ist wichtig Ideen immer festhalten zu können. Denn manchmal blitzen sie einfach im Kopf auf, egal wo man sich gerade befindet. Und sie sind schnell wieder vergessen wenn man sie nicht gleich konserviert. Wenn mir eine Idee besonders gut gefällt, setzte ich mich ans Klavier und versuche den Mood des Songs zu erfassen. Ich baue mir quasi ein Gerüst aus Akkordfolgen für den Song. Dazu darf gerne auch schonmal mitgesungen und ausprobiert werden, welche Melodie sich gut zu welchen Akkorden anfühlt. Wenn ich einigermassen zufrieden bin mit dem Grundgerüst, nehme ich die Klavier Parts mithilfe von Logic Pro auf. Nun versuche ich Textfragmente mit einer Melodie zu verbinden und den Song greifbar zu machen. Sobald ich den Song fertig geschrieben habe, nehme ich die Stimme dazu auf. Nun habe ich alles was ich brauche, um ein Demo des Songs zu kreieren. Mit Logic Pro erarbeite ich mir ein Instrumental zum Song. Ich tüftle an der Instrumentierung, gebe einen Beat dazu, nehme Backing Vocals dazu auf. Kurz: ich gebe dem Song ein passendes Kleid. Am liebsten mache ich das gleich alles in einem Guss, da ich so voll im Mood des Songs bin und mir schon besser überlegen kann welche Instrumentierung gut passen könnte.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Live Singe ich mit verschiedenen Mikrofonen, je nach dem was vor Ort gebraucht wird. Da bin ich nicht so heikel. Anders aber beim Bühnenmonitoring. Seit 2 Jahren singe ich wenn möglich mit In Ear Monitoring, da ich mich so immer höre. Vor allem bei meiner Funk Band bin ich sehr froh darum, denn früher hatte ich immer nur Horns und Drums im Ohr, was das Singen dann nicht gerade einfacher gemacht hat. Das in Ear Monitoring möchte ich nicht mehr missen.
Im Studio arbeite ich mit dem Pearl C22 Myrinx. Ich liebe es damit zu recorden, da es gerade weiche, sanfte Töne sehr schön warm aufnimmt.
Im Moment arbeite ich mit Logic Pro X, meinem Midi Controler, einer Gitarre, meinem Mikrofon und dem Laptop. Mit diesem Setup kann ich Demos so aufnehmen wie ich gerade möchte, denn Logic ist sehr vielseitig einsetzbar.
Live arbeite ich oft mit der Loopstation RC300 von Roland und dem TC Helicon VoiceLive Touch 2. Dieses Equipment ermöglicht mir, die Stimme als Band einzusetzen und so ganze Tracks nur mit Effekten und Loops zu gestalten. Das ist mir eine spassige Abwechslung im Einsatz der Stimme.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Mir hat es immer geholfen, wenn ich auf ein Ziel hinarbeiten konnte. Irgendwann erkennt man plötzlich Fortschritte. Das ist mir wohl die grösste Motivation. Man muss auch im kleinen Ramen Fortschritte erkennen und sehen, dass man Schritt für Schritt Richtung Ziel fährt. Es war und ist für mich immer wichtig, nicht nur Technuk oder nur Praxis zu üben. Kombination heisst das Zauberwort. Wenn ich das ganze noch mit Performance verbinden durfte war ich der glücklichste Mensch. Was mich auch stark motiviert, ist die Faszination an der Stimme selbst, und wozu sie fähig ist und wie sie funktioniert.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Jede Stimme ist ein einzigartiges Instrument mit einer eigenen Klangfarbe. Das finde ich wunderbar faszinierend. Diese Klangfarbe kann man immer wieder herausfordern und daran herumtüfteln, sodass man sich selbst auch ein kleines „Effektboard“ zusammenstellen kann, wobei der Grundklang immer individuell und natürlich bleibt. Ich denke die menschliche Wärme in jeder Stimme ist das, was für mich den Gesang zum liebsten Instrument macht.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Technik und Spass sollen sich die Hand geben. Wichtig ist ein gutes einsingen, um aufgewärmt an schwierigen Passagen arbeiten zu können. Für mich ist es auch wichtig, zu fühlen was man singt. Oft ist es eine Emotion in der Stimme, die Gänsehaut macht. Mir ist es sehr wichtig, dass man beim Singen aus sich rauskommen, und einfach mal alles rauslassen kann. So lässt sich ganz einfach Lebensfreude auftanken!
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Zuerst gibt es ein kurzes einsingen, das auf das jeweilige Stück angepasst ist, an dem man später in der Stunde arbeiten wird. Danach werden schwierige Passagen einzeln betrachtet und behandelt. Zum Schluss wird am ganzen Song gearbeitet. Performance, Dynamik, Gefühl und alles was dazu gehört. Das ist ein typischer Ablauf. Bringt der/die SchülerIn allerdings eigene Songs mit, oder möchte an spezifischen Problemen arbeiten (sei das gesangstechnischer, theoretischer, oder produziertechnischer Natur), wird der Fokus natürlich immer auf ihre/seine Bedürfnisse gesetzt.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Wichtig ist mir bei Kindern wie auch bei Erwachsenen der Spass am Gesangsunterricht. Bei Kindern ist es mir umso wichtiger, ihnen Spass als Motivation mitzugeben. Sprich, die Songs dürfen selbst ausgewählt werden und es darf auch gerne mal ein Soundtrack Song aus ihrem Lieblingsfilm sein. Wichtig ist mir bei jungen SchülerInnen auch, den Spass am performen entdecken zu lassen. Da darf man in der Stunde ruhig auch mal übertreiben. Mir ist es sehr wichtig, gerade jungen SchülerInnen von Anfang an die richtige Gesangstechnik zu vermitteln, sodass sie ein Leben lang „gesund“ singen können.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Das schönste Erlebnis für mich als Musikerin war, als ich das allererste Mal als Hauptdarstellerin auf einer Musicalbühne stehen und erfahren durfte, was Musik in einem auslösen kann. Das Stück hiess Footloose und ich durfte die weibliche Hauptrolle der Arielle Moore spielen. Ich war damals 15 jahre alt und mitten in den Problemen und der Rebellion die man halt eben so hat mit 15 Jahren. Die Rolle hatte genau dieselben Probleme wie ich, aber natürlich viel dramatischer und mit mehr Ausbruchspotential. Diese Rolle spielen zu dürfen gab mir so viel Energie und Lebensfreude. Ich konnte mich in jeder Vorstellung in diese rebellische Person verwandeln und so aus meinem Teenagerleben ausbrechen. Ich denke das war für mich der trigger Moment, der in mir ein kleiner Funke entzündet hat, welcher bis heute zu einem grossen Feuer geworden ist und nie mehr gelöscht werden kann.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Das war im Hallenstadion Zürich, aber leider nur als Backingsängerin. Die grösste Bühne auf der ich als Sängerin einzeln im Rampenlicht stand, war die Bühne von Verona 3000. Diese Bühne war riesig und über sechs Stockwerke verteilt. Verona 3000 war ein grosses Musicalprojekt über 2 Jahre hinweg. Dieses Projekt war für mich ausschlaggebend, um den Schritt in eine professionelle Richtung zu wagen und Musik zu studieren.
Mit welchem(r) MusikerIn würdest du gerne einmal spielen?
Es ist zwar unmöglich, aber wenn ich mir einen Musiker aussuchen könnte um mit ihm zusammen zu musizieren, wäre es David Bowie gewesen. Er hat die Popkultur so stark geformt und mitbestimmt. Er war ein Chamäleon in der Popwelt, das auf vielen Hochzeiten tanzte und immer wieder bewies, dass er es drauf hatte. Mit ihm einen Song zu schreiben oder gar performen zu dürfen wäre ein Traum, der nicht in Erfüllung gehen kann, aber doch schön ist weiter zu träumen.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Der Soundtrack von HAIR. Der Musical Film Soundtrack aus den späten Siebzigern vereint für mich die treibende Musik der wilden Siebzigern, die ich immer wieder hören kann, mit Musicalelementen und vor allem mit wahnsinnig viel Gefühl, Gesellschaftskritik und Rebellion. Ich denke, diese Kombi würde mir nie verleiden.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Open Air Bühnen! Und zwar wegen dem Publikum. An einem Open Air ist jede(r) ZuschauerIn komplett gelassen, weil er/sie sich auf diese Konzertstimmung eingestellt hat und sozusagen im „Ferienmodus“ ein Konzert hört. Ausserdem sind Open Airs meistens mit sehr viel Liebe gemacht. So macht es gleich doppelt Freude zu spielen!
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Theater. Ich konnte mich lange nicht entscheiden zwischen Musik und Theater. Letztendlich hat die Musik als Beruf gesiegt und das Schauspiel hat den Platz des geliebten Hobbys für sich beansprucht. Ich liebe es, in andere Rollen zu schlüpfen und Dinge auszuprobieren. Glücklicherweise kann ich die Schauspielerei auch immer etwas auf der Bühne einfliessen lassen. Vor allem auch in der Erarbeitung einer Performance.